Mit 99 Cent kann man die Musikwelt nicht verändern - aber man kann sie zumindest ein wenig ins Wanken bringen.

Und genau das haben sich Elias Bertold und Timo Breunig vorgenommen. Die beiden wollen es nicht länger hinnehmen, dass Deutschlands neuester Superstar in den offiziellen deutschen Musikcharts regelmäßig auf Platz eins landet und mit seinem von Dieter Bohlen extra für ihn komponierten Liedchen etliche Radiohörer und Fernsehzuschauer nervt - bis er sich in die Reihe der ewigen One-Hit-Wunder einreiht. Dieser Vorgang muss beschleunigt werden, meinen Bertold und Breunig. Und weil Ohrenzuhalten gestern war, haben die beiden auf Facebook im Internet zum Kampf gegen das "DSDS"-Gewinnerlied aufgerufen.

99 Cent kostet das Schmuselied von Mehrzad Marashi, dem aktuellen Superstar, auf der Internetplattform iTunes. 99 Cent kostet dort auch eine 14 Jahre alte Techno-Kamelle von Jasmin Wagner alias Blümchen. Und die wird nun von den "DSDS"-Gegnern gekauft, massenhaft. Wie ein "boom, boom, boom Boomerang" ist der Ex-Hit der mittlerweile 30-Jährigen Hamburgerin auf den Downloadcharts von iTunes und Musicload innerhalb kürzester Zeit auf Platz zwei geschossen und liegt damit nur noch knapp hinter Mehrzad.

Es sieht also gut aus für die Anti-Superstar-Kampagne, zumal sie sogar ausgerechnet von den "DSDS"-Fans des Verlierers Menowin unterstützt wird, die ihren Frust über den Gewinner Mehrzad in zahlreichen Blümchen-Downloads entladen.

Mehr als 20 000 Unterstützer zählt die Gruppe der "DSDS"-Protestler bei Facebook inzwischen. Zusammen mit den Menowin-Fans könnten sie dem mittlerweile musikalisch recht verdorrten Blümchen sogar zum deutschen Musikpreis, dem Echo, verhelfen.

Dabei sind sich die deutschen "DSDS"-Gegner nicht einmal einig. Manche wollten lieber den uralten Superhit "Stairway to Heaven" von Led Zeppelin als Mehrzad-Waffe ins Rennen schicken. Dank ihrer Unterstützung führt Led Zeppelin zurzeit sogar die Downloadcharts beim Internet-Einkaufsportal Amazon an.

Was eine solche Kritik durch Konsum bewirken kann, haben im vergangenen Dezember in Großbritannien Fans der US-Band Rage Against The Machine bewiesen: Mit dem Massenkauf des 18 Jahre alten Songs "Killing in the Name" haben sie den Gewinner der Casting-Show "The X-Factor" auf den zweiten Platz der englischen Single-Hitparade verwiesen.