Was hat das britische Königreich nicht alles an Süchten ertragen: die Sucht nach Meer von Lord Nelson, die Drogensucht von Amy Winehouse, die Trunksucht des begnadeten irischen Fußballers George Best, die Zehenlutschsucht im Hause Windsor, die Sehnsucht nach einem Thronfolger mit kleinen Ohren und die Bonus-Sucht der Banker. Die Liste ist so schillernd wie unvollständig.
Ein Sexleben, das weiß man seit den Schriften des eingewanderten George Mikes ("How to be an alien"), haben die Briten nicht. Sie haben Heißwasser-Behälter stattdessen. Doch jetzt haben sich die eingebildeten Kranken der putzigen Inselgruppe den amerikanischen Gelegenheits-Golfer Tiger Woods zum Vorbild genommen. Wie die BBC berichtete, verzeichnen die Kliniken des in Liebe Vereinigten Königreichs einen Ansturm neuer Patienten. Alle behaupten, an Sexsucht zu leiden. Und alle wissen: Kalter Entzug, von 100 auf 0 - das bringt gar nichts. Also hoffen sie in den einschlägigen Krankenhäusern auf die richtige Doris, sorry: Dosis. Die englischen Patienten können sich mit ihrem krankhaften Drang zu immer neuen Abenteuern mit wechselnden Partnern auf den Therapeuten Steve Pope berufen. Der sagte im öffentlich-rechtlichen Fernsehen, und daran glauben die Briten wie an die Krone: Tiger Woods hat Leben gerettet. Sein Eingeständnis habe die Erkrankten davor bewahrt, sich wegen ihrer Sexsucht das Leben zu nehmen.
Die einen sagen so, die anderen so. Denn die für ihre Ausgeschlafenheit bekannte BBC schnitt den Sexualforscher Glen Wilson dagegen. Der meinte bloß: "Was auch immer Prominente haben - wir glauben plötzlich, wir müssten es auch haben." Natürlich müssen wir "es" haben. Sonst stirbt ja die Menschheit aus.
Die Gemeinde der fremdgehenden Golfer beobachtet die neuerdings sexsüchtigen Briten mit großem Verständnis. Seit Jahren schon verklausulieren sie ihre Abenteuer mit dem einfachen Satz: "Ich hatte Linksverkehr."