Ob der Verteidigungsminister zu Guttenberg das Gedicht von Matthias Claudius wohl gekannt hat, als er vor der Heimkehr der drei gefallenen deutschen Soldaten erklärte: “Auch wenn es nicht jedem gefällt, so kann man angesichts dessen, was sich in Afghanistan abspielt, durchaus umgangssprachlich - ich betone umgangssprachlich - von Krieg reden.“

"'s ist Krieg!''s ist Krieg! O Gottes Engel wehre, / und rede du darein! / s' ist leider Krieg - und ich begehre / Nicht schuld daran zu sein."

Ob der Verteidigungsminister zu Guttenberg dieses Gedicht von Matthias Claudius wohl gekannt hat, als er vor der Heimkehr der drei gefallenen deutschen Soldaten erklärte: "Auch wenn es nicht jedem gefällt, so kann man angesichts dessen, was sich in Afghanistan abspielt, durchaus umgangssprachlich - ich betone umgangssprachlich - von Krieg reden."

Keines der großen deutschen Wörterbücher kennt eine umgangssprachliche Bedeutung des Wortes Krieg. Aber alle verwenden diese Bezeichnung (Im Wahrig abgekürzt "umg.", im Duden bloß "ugs.") eher abwertend, etwa bei Wörtern wie Glotze, Sauferei oder dem Schimpfwort Armleuchter.

So hat Guttenberg das aber nicht gemeint. Ihm geht es um die Abgrenzung dessen, "was sich in Afghanistan abspielt", von einem Krieg im Sinne des Völkerrechts. Ein solcher Krieg müsste förmlich erklärt werden und wäre ein bewaffneter Konflikt zwischen zwei oder mehreren Staaten. Das ist der "Stabilisierungseinsatz" der Bundeswehr (so die ursprüngliche Bezeichnung) zweifellos nicht. Aber wenn der Einsatz der Bundeswehr in einem "nicht internationalen bewaffneten Konflikt" (so die offizielle Lesart) als Krieg gewertet würde, könnte das unabsehbare verfassungsrechtliche Folgen haben. Und die will - die muss - der Verteidigungsminister und erst recht die Kanzlerin unbedingt vermeiden. Also denken sie wohl: Sollen die Leute in drei Teufels Namen von Krieg reden, solange es nur juristisch keiner ist.

Ob Herrn zu Guttenberg das wirklich bewegt? Oder nicht doch eher das, was Matthias Claudius so beschreibt: "Was sollt ich machen, wenn im Schlaf mit Grämen / Und blutig, bleich und blass, / die Geister der Erschlagnen zu mir kämen / Und vor mir weinten, was?" Der Verteidigungsminister hat seinen Osterurlaub abgebrochen, als in Afghanistan deutsche Soldaten fielen. Den Freiherrn zu Guttenberg wird niemand planschend im Pool erwischen, während anderswo deutsche Soldaten - umgangssprachlich - ins Gras beißen. Aber hilft ihm das?

Noch einmal Matthias Claudius: "Was hülf mir Kron und Land und Gold und Ehre? / Die könnten mich nicht freun! / 's ist leider Krieg - und ich begehre / Nicht schuld daran zu sein."