Männer hören nicht gerne, dass uns das gleichzeitige Erledigen von Dingen, das Multitasking, nicht in die Wiege gelegt wurde.

Männer hören nicht gerne, dass uns das gleichzeitige Erledigen von Dingen, das Multitasking, nicht in die Wiege gelegt wurde. Wir verweisen gerne darauf, dass wir gleichzeitig eine Straße geradeaus laufen und dabei Kaugummi kauen können.

Aber sobald auf der anderen Straßenseite eine attraktive Frau auftaucht, ist der Arbeitsspeicher überfordert und ZACK - rennt man als Typ gegen die Laterne.

Noch gefährlicher ist das Multitasken hinterm Steuer. In einer Testserie wurden Teilnehmer durch Telefonieren vom Geschehen auf der Straße abgelenkt und mussten dann auf plötzlich auftauchende Hindernisse schnell reagieren. Die bittere Wahrheit: Der Bremsweg verlängert sich bei Männern um ein Vielfaches. Und bei Frauen genauso. Es gab keinen relevanten Geschlechterunterschied. Der wichtigste Unterschied für das Überleben eines Radfahrers ist in der Praxis, ob der Fahrer im Kopf gerade woanders ist, oder nicht.

Ich spreche aus Erfahrung. Ich habe mir einen Arm gebrochen, als ich auf dem Fahrrad telefonierte und ein überschneller Autofahrer noch über einen Bahnübergang witschen wollte und ich ein gesteigertes Interesse hatte, ihm dabei nicht im Wege zu stehen. Ich versuchte also mein Rad zum Stehen zu bringen, dummerweise mithilfe der einen Hand, die das Vorderrad bremste. Ich beendete das Telefonat ohne weitere Höflichkeitsformeln, aber mit eindeutigen Lauten und stieg über den Lenker ab. Seitdem telefoniere ich im Gehen, solange keine attraktive Frau auf der anderen Straßenseite auftaucht, auch in ganzen Sätzen.

Schätzungsweise zehn Prozent aller Autofahrer sind ständig am Telefonieren. Nachweislich übersehen sie dabei die Hälfte der relevanten Informationen aus der Umgebung. US-Behörden schätzen, dass knapp ein Drittel aller Unfälle auf das Telefonieren am Steuer zurückgeht.

Die Universität Utah (Supertaskers: Profiles in Extraordinary Multi-tasking Ability, Jason M. Watson Psychonomic Bulletin and Review) fanden jüngst heraus: Es gibt sie aber, die "Supertaskers". Sie können problemlos am Telefon mathematische Aufgaben lösen, sich Dinge merken und dabei Auto fahren.

Normalos brauchten 20 Prozent länger, bis sie bremsten, Rechenleistung und Gedächtnis ließen spürbar nach. Die Supertaskers hingegen konnten sich sogar besser erinnern, wenn sie gleichzeitig noch anderweitig gefordert waren.

Geniale Supertasker sind mit 2,5 Prozent sehr selten. Das Problem auf deutschen Straßen: Von den 97,5 Prozent der anderen halten sich 100 Prozent für hochbegabt, sind es aber nicht. Bedenken Sie dies bei der Rückreise im Osterferienverkehr.

Und lesen Sie diese Kolumne nicht beim Fahren.