Ach, Graham Greene müsste man heißen und einen solchen Stoff erfinden können, wie er ihn für den Film "Der dritte Mann", im Wien des Jahres 1945 spielend, erfunden hat. Da gibt es einen Autounfall. Ein Lastwagenfahrer hat Harry Lime (gespielt von Orson Welles) überfahren. Angeblich. Der Tote wird begraben, ist aber, wie sein Freund (Joseph Cotton) herausfinden wird, quietschlebendig ... Na, der Rest ist Filmgeschichte, mit der Zithermusik von Anton Karas, dem Riesenrad und mit Alida Valli als der schönen Heldin, die alles auf sich nimmt! Was für ein Stoff!

Jetzt also Hannover. Am 20. Februar 2010, in einem Phaeton, wird mitten in der Nacht eine schöne Frau gestoppt, die eine rote Ampel überfahren hat. Ihr Alkohol-Gehalt im Blut ist 1,54 Promille. Violettfarben wie ein Bischofsgewand. So weit, so gut. So schlecht.

Aber die Fahrerin ist Deutschlands berühmteste Protestantin, die Bischöfin Margot Käßmann. Sie ist reuig und tritt innerhalb einer Woche von all ihren Ämtern zurück. Großartig! Wunderbar! In der Osterwoche heißt es, die katholische Kirche solle sich an dieser Protestantin ein Beispiel nehmen. Bischof Mixa und so weiter!

Nun aber mutiert die Geschichte von der Bischöfinzu einem Krimi. Denn während die Polizei ihre Daten (wer, wann, wo, wie viele Promille?) nicht nur akribisch aufgezeichnet, sondern auch öffentlich gemacht hatte, wird ihr Beifahrer (der dritte Mann!) geheim gehalten und verschwiegen.

War es ein hoher Polizeibeamter? War es der Wetterexperte Kachelmann, der in Schwetzingen in Alibi brauchte? War es Verteidigungsminister zu Guttenberg der die Bischöfin überreden wollte, nicht mehr negative Reden über den Afghanistan-Einsatz zu halten?

Wir wissen es nicht. Wir wissen nur, dass es Gerhard Schröder nicht war, wie es Schröders Anwalt gegenüber dem "Focus" erklärte. Schröder also nicht! So ist das Haar, das die Staatsanwaltschaft in Mannheim von Kachelmanns Kopf nahm, auch kein Beweis dafür, dass sich der Ex-Kanzler die Haare färbt oder mit Alkohol und ungefärbtem Haar neben der Bischöfin saß. Schade! Aber mit Orson Welles wäre der Ex-Kanzler glänzend besetzt. Und die Bischöfin könnte die Schröder-Freundin Veronica Ferres ebenso gut spielen wie früher Alida Valli. Ob blond ob schwarz - bei Frau Ferres wissen wir das nicht so genau. Einfach ungefärbt und ungeschminkt.