Wer kein Englisch kann, ist der Wahrheit der “Systemgastronomie“ nahe. Bei “Fast Food“ handelt es sich um Essen, aber eben nur fast, Hauptsache, es geht schnell.

Wer kein Englisch kann, ist der Wahrheit der "Systemgastronomie" nahe. Bei "Fast Food" handelt es sich um Essen, aber eben nur fast, Hauptsache, es geht schnell. Was das Zeug am Körper anrichtet, darf als bekannt vorausgesetzt werden. Aber dass es auch unsere Seele verändert, belegen kanadische Experimente (Chen-Bo Zhong, Psychological Science, Bd. 21, März 2010).

Probanden bekamen Schnellküche am Bildschirm. Das bekannte Logo leuchtete nur Millisekunden auf, zu schnell für eine bewusste Wahrnehmung. Aber bereits die unbewusste Erinnerung an Fast-Food-Anbieter löste Hektik und Eile aus. Speichelfluss wurde nicht gemessen. Aber wie die pawlowschen Hunde fingen die "Angefixten" an, schneller am Bildschirm zu lesen. Außerdem wählten sie lieber zeitsparende Produkte wie ein Duschgel für Haare und Körper. Wer an Fast Food denkt, will auch beim Duschen Zeit sparen. Warum gibt es eigentlich noch keine Kombi von Drive-In mit Autowaschanlage? Fast Food an Tankstellen gibt es ja schon länger, nach dem Motto: "Beide einmal voll, bitte". Das letzte Experiment untersuchte den Umgang mit Geld: Wer spart, verzichtet zugunsten eines höheren späteren Gewinnes auf eine sofortige Bedürfnisbefriedigung. (Theoretisch.) Das erfordert Geduld. Die mit Fast Food Konfrontierten zogen einen sofortigen kleinen Betrag einem späteren höheren Betrag vor. Ein Preis, den auch unser Körper zahlt, wenn wir statt der späteren Belohnung eines schlanken Körpers die kurzfristige Befriedigung der angebratenen Klappstulle wählen.

Die Forscher: "Das Gefühl, Zeit sparen zu müssen, wird automatisch über das Unterbewusstsein ausgelöst, auch wenn kein Grund dafür besteht und wir gerade im Park einen Spaziergang machen." Wie friedfertig könnte es auf deutschen Autobahnen zugehen, wenn es an den Raststätten französische Gourmettempel gäbe mit Schnecken! Wir brauchen mehr öffentliches Slow Food! Und wenn bereits ein Logo das Verhalten verändert, könnte man doch auch andere Verhaltensweisen unauffällig manipulieren. Könnte man jemand, der in komplizierten Sätzen nicht auf den Punkt kommt, mit dem Anblick einer "Bild" therapieren?

Vielleicht bräuchte es für all jene, die beim Geschlechtsverkehr darunter leiden, zu früh zu kommen, gar keine umfangreiche Behandlung. Vielleicht reicht in Sichtweite ein Kursbuch der Deutschen Bahn. Ich kauf mir erst mal eine Kaffeemaschine, die auch Pappbecher nimmt - damit ich auch daheim nicht auf das Gefühl verzichten muss, unterwegs zu sein. Alles auch "to go". Geruhsame Ostern!