Die deutschen Wörterbücher interpretieren “Wischiwaschi“ als “unklare Darstellung“. Nicht zu verwechseln mit Quatsch oder Nonsens.

Was ist schlimmer: Wenn jemand dummes Zeug oder "Wischiwaschi" redet?

Die Frage ist geklärt, zumindest juristisch, und zwar vom Oberlandesgericht München. Dort hat eine Richterin die Einlassung einer Prozesspartei als "Wischiwaschi" bezeichnet und ist von eben dieser Prozesspartei drum als befangen abgelehnt worden. Das hat aber nicht geklappt. "Wischiwaschi" sei nicht gleichwertig mit Quatsch, Nonsens und dergleichen, befindet nicht nur das OLG München.

Natürlich hat der Duden "Wischiwaschi" gnädig aufgenommen, ebenfalls der Wahrig. Beide deutschen Wörterbücher interpretieren "Wischiwaschi" als "unklare Darstellung", der Wahrig auch als "oberflächliches, nichtssagendes Gerede", und qualifiziert das Stichwort dann als "abwertend". Das muss wohl ironisch gemeint sein.

Wussten Sie, dass Gustave Flaubert, der Autor der "Madame Bovary", ein "Wörterbuch der Gemeinplätze" verfasst hat? Ich auch nicht. Aber nachdem ich im Nachwort von Julian Barnes gelesen hatte, dass es sich um ein "Werk fast reinster Ironie" handle, wollte ich wissen, was der berühmte Dichter, der auch mal Jurastudent war, unter Ironie verstanden hat. Man lernt ja gern was dazu.

Ich fürchte, auch das hat nicht so richtig geklappt. Unter dem Stichwort Jungfrau notiert Flaubert: "Immer 'von Orleans'." Unter dem Stichwort Junggesellenbude heißt es: "Immer schmutzig, verstaubt, unordentlich. Obszöne Bilder an den Wänden. Überall liegt Frauenkram herum. Abgestandener Zigarettenrauch. Und das Bett immer ungemacht. - Da käme allerhand zum Vorschein." Und unter dem Stichwort Obszönität behauptet Flaubert: "Alle wissenschaftlichen Begriffe, die aus dem Lateinischen oder Griechischen abgeleitet werden, bergen eine Obszönität." Ach ja? Da muss ich als Gymnasiast mal wieder nicht aufgepasst haben.

Aber es kommt noch besser. Guerilla, kommentiert der Dichter, "schadet dem Feind mehr als die reguläre Armee". Ironisch ist das nicht, allenfalls prophetisch. Den Vietnam-Krieg, der seine These schlagend bewiesen hat, kann der 1880 gestorbene Flaubert noch nicht einmal erahnt haben. Aber Steuerhinterziehung hat er schon gekannt - und bemerkt dazu: "Ist kein Betrug, sondern Beweis von Esprit und politischer Unabhängigkeit."

Es gibt eine alte Journalistenregel, die sagt: Ironie ist Glücksache.