Hat sich dieser Mann einen gezwitschert? Die Frage stellt sich, wenn man jene bescheidene Laudatio auf die eigene Brillanz ...

... liest, mit der sich Isaac "Biz" Stone in der "Zeit" gewissermaßen selbst für die nächsten zehn Friedensnobelpreise empfiehlt: "Dienste wie Twitter sind nicht nur ein Triumph der Technologie, sie sind ein Triumph der Menschheit!"

Seit 2006 zwitschert der Amerikaner - damals erfand er den Mikroblogging-Dienst Twitter (engl. Gezwitscher). Seitdem rauschen über die Plauder-Plattform täglich 50 Millionen Kurznachrichten, von denen die meisten so viele Informationen transportieren wie die Hauptnachrichten eines Rateshow-Privatsenders.

"Informationen über Leute, Orte und wichtige Ereignisse sind sofort verfügbar, und zwar wann immer wir sie brauchen", lobt dagegen Herr Stone. Nun lässt sich darüber diskutieren (gern auch über Twitter!), ob man den öffentlichen Tagebuch-Eintrag eines Kevin aus Castrop-Rauxel, dem die am Vorabend vertilgte Schlachtplatte Mykonos im Magen liegt, so dringlich benötigt. Doch, ebendiese Vernetzung helfe uns zu erkennen, "dass wir Weltbürger sind", so der Erfinder. "Wir werden damit bessere Menschen." Da will man doch sofort zurück in die digitale Provinz.

Für manche mag Twitter eine Revolution der Kommunikation sein. Zumal auch der Dativ nicht mehr dem Genitiv sein Tod sein kann, weil in jedem Fall vieles über kryptische Kürzel (lol = "laughing out loud" = lustig) läuft. Für andere ist dieser Internetdienst die wahrscheinlich überflüssigste Erfindung seit der beheizbaren Klobrille. Zumal man theoretisch nicht mal dort sicher ist vor Weltbürgern der Generation 2.0. Ricky Martin ließ die Welt gestern via Twitter wissen: "Ich bin ein glücklicher homosexueller Mann." Das ist auch gut so. Aber ob sich dadurch sein neues Album besser verkauft als sein letztes?

Überhaupt haben zahlreiche Promis Twitter als Therapeuten entdeckt: Sie reden endlich mal über ALLES. Gilt für Demi Moore und für ihren Ehemann, der quasi twittert wie Ashtonlaub. Auch Brit-Rocker Liam Gallagher hat gerade erst getwittert, dass er endlich nicht mehr auf die nächste Interviewanfrage warten muss: Er überzieht die Welt sofort mit seinen Neuigkeiten.

Sie finden den Text ironisch? Nee. "Ironie ist es, auf Facebook darüber abzulästern, was für eine Zeitverschwendung Twitter ist." Wortlaut eines der witzigsten Tweets des Monats März. Lol.