Wir Eltern kennen das ja. Gefühlt 20-mal sagen wir am Tag, dass wir dieses eine böse Wort aber nun wirklich “nie wieder“ hören möchten.

Bei Nichtbefolgung verhängen wir sofort Höchststrafen: von "Es gibt nie wieder Eis" bis zu "Nie wieder Superstars gucken". Leider hat unser "nie wieder" eine Halbwertszeit von maximal zwei Tagen. Entsprechend trübe ist es um unsere Autorität bestellt.

Joachim Löw, unser großer Bundestrainer, hat keine Kinder. Womöglich konnte er daher einfach nicht wissen, dass das mit dem "nie wieder" ziemlich blöd laufen kann. Seine im Oktober 2008 ausgesprochene Höchststrafe gegen den Schalker Stürmer Kevin Kuranyi, er werde unter ihm "nie wieder" im Nationalteam spielen, entpuppt sich gerade als Eigentor.

Dabei fanden die meisten Fans das "lebenslänglich" damals richtig gut. Schließlich hatte sich Kuranyi während eines Länderspiels unerlaubt von der Truppe verabschiedet. Das macht man einfach nicht. Zudem konnten sie den Mann mit dem seltsamen Kinnbart zu jener Zeit nicht mal auf Schalke leiden. Kurzum, Kuranyi war für den deutschen Fußball in etwa so wichtig wie das vierte Paar Turnschuhe, das man noch als ungeliebte allerletzte Reserve im Keller stehen hat. Falls die besseren Treter allesamt ramponiert sein sollten.

Kann nicht passieren? Leider doch. Jedenfalls im deutschen WM-Sturm, wo seit Monaten fast nichts mehr geht. Klose schwächelt, Podolski kriselt, Gomez mal wieder malade. Und ausgerechnet Kuranyi, der Suspendierte, trifft für Schalke nach Belieben. Kaiser Franz, die höchste Instanz im deutschen Fußball, findet den Kevin auf einmal richtig gut, rät Löw dringend, Kuranyi zurückzuholen. Sogar Personalberater haben sich der Speerspitze der "Kuranyi muss mit"-Bewegung angeschlossen. In einer aktuellen Umfrage stimmten 85 Prozent der Personaler dieser Aussage zu: "Starke Persönlichkeiten haben die Kraft, ihre Meinung zu ändern, wenn es dafür nachvollziehbare Gründe gibt." Wir Eltern finden das auch. Und raten Herrn Löw: Besser nie wieder nie wieder sagen.