Wer eine Sprache benutze, habe immer recht. Die Forscher hätten Veränderungen der Sprache lediglich zu beobachten, aber kein Recht Normen zu setzen.

Nein, nicht schon wieder eine Denglisch-Klage. Es gibt genug unerschrockene Deutschsprecher, die an dieser Front kämpfen, zum Beispiel im "Verein deutsche Sprache e. V. (VDS)". In der Zeitung dieses Vereins, den "Sprach nachrichten", wird nun aber ein Schild abgebildet, das, wenn es kein Scherzartikel ist, den ganzen "To-go"-Schwachsinn dieses modischen Sprachenmix noch übertrifft: "Take me home: delicious Brötchen fresh belegt ab 1.90 Euro." So etwas annonciert ja wohl keine Bäckerei, sondern allenfalls ein "Back Shop" (zu deutsch: Hinterladen) oder eine "Back-Factory". Aber lassen wir das.

Denken wir lieber darüber nach, woran es liegt, dass heutzutage nichts seltener ist als ein schlichter, sauber zu Ende geführter deutscher Satz, wie das VDS-Ehrenmitglied Wolf Schneider meint. "Wir werden eingemauert vom Jargon der Experten, von Schlagworten, die alles oder nichts bedeuten, von englischen Imponiervokabeln und den Blähungen der Kommunikationswissenschaft."

Und, möchte ich hinzufügen, wir plappern das alles widerstandslos nach.

Warum? Weil nirgends vorgegeben ist, was richtig und was falsch ist, weil sich das allein aus dem gerade vorherrschenden Gebrauch ergibt? So sei es, sagen ausgerechnet die Linguisten, die Sprachforscher: Wer eine Sprache benutze, habe immer recht. Die Forscher hätten Veränderungen der Sprache lediglich zu beobachten. Keine Normen, nirgends.

Und was ist mit dem Duden? Die allenthalben für seriös erachtete "Zeit" hat mal geschrieben: "Wenn etwas nur lang genug unkorrekt gebraucht wird, ist unsere große Hure Duden zur Stelle und kassiert es als korrekt." Wolf Schneider findet, der Duden setze damit eine Abwärtsspirale in Gang: "Denn seine Benutzer suchen wie eh und je die Norm in ihm - sie nehmen also das registrierte Übliche als das Richtige wahr, selbst wenn es falsch, dubios oder bescheuert ist."

Und die Moral von der Geschicht'? Sie hat keine. Es sei denn die Verpflichtung, nicht alles nachzuplappern, was offenkundig falsch, dubios oder bescheuert, aber gängig oder in Mode ist. Wenn wir nicht selber aufpassen auf unsere Sprache, tut es niemand. Dann verdirbt sie. Und der Verderb der Sprache, hat Dolf Sternberger, ein Grandseigneur des deutschen Journalismus, ins "Wörterbuch des Unmenschen" geschrieben, "der Verderb der Sprache ist der Verderb des Menschen."