Der britische Premier Gordon Brown joggt eines Morgens in London und kommt an einem Jungen mit einem Karton vorbei. “Was ist denn da drin?“, fragt er.

Hamburg. "Kleine Kätzchen." "Aha. Und was für Kätzchen?" "Na, Labour-Kätzchen natürlich!", sagt der Junge. Brown ist entzückt und lädt am nächsten Morgen den Tory-Parteichef David Cameron zum Joggen ein. Als sie bei dem Jungen ankommen, fragt Brown: "Na, mein Junge, dann erzähl dem Onkel hier doch mal, was für süße Kätzchen du da in deinem Karton hast." "Tory-Kätzchen", sagt der Junge. Brown ist entrüstet. "Warum waren es gestern noch Labour-Kätzchen und heute Tories?", will er wissen. "Weil sie inzwischen die Augen geöffnet haben!"

Wer den Schaden hat, spottet jeder Beschreibung. Die britische Labour-Partei, unter Tony Blair einst Wählerparadies des "Dritten Weges" zwischen Sozialismus und Kapitalismus, gilt mittlerweile fast als politischer Ladenhüter und ihr Chef als so trocken, dass man ihn lieber nicht in die Nähe von offenem Feuer lässt.

Und nun steht die Partei auch noch im Mittelpunkt eines saftigen Korruptions-Skandals. Reporter des Senders Channel 4 und der "Sunday Times" filmten verdeckt führende Labour-Köpfe, wie sie ihren politischen Einfluss meistbietend verhökern wollten. Der frühere Minister Stephen Byers verkündete frohgemut, er stehe wie ein "Miettaxi" zur Verfügung - vorausgesetzt, er bekomme seinen Tagestarif von 5000 Pfund, rund 5500 Euro, ausbezahlt. Alle bei der politischen Prostitution Ertappten bestritten natürlich alles, und die Partei äußerte Abscheu und Entsetzen. Der Clou: Labour versprach schärfere Gesetze gegen solch abscheuliches Lobbying - vorausgesetzt natürlich, dass die Wähler unerschrocken Labour wählen. Politiker kämpfen ja stets gegen die üble Verleumdung, sie hätten keine Überzeugungen, verteidigten sie aber vehement.

Lebhaften Streit um Moral hat es in der britischen Politik schon immer gegeben. Ende des 18. Jahrhunderts keifte Lord Sandwich - der mit der Klappstulle - den Unterhausabgeordneten und späteren Londoner Bürgermeister John Wilkes an, einen berüchtigten Schürzenjäger: "Meine Güte, Wilkes, ich weiß wirklich nicht, ob Ihr am Galgen oder an der Syphilis sterben werdet!" Wilkes entgegnete: "Kommt drauf an, ob ich mir Eure Prinzipien oder Eure Geliebten zu eigen mache."