Nun hat er also gesprochen. Und? Es bleibt dabei: Auch Deutschland hat sein Schlossgespenst. Es haust im Schloss Bellevue ...

Hamburg. ... und hat, höchstwahrscheinlich vampirhaft, vom gegenwärtigen Amtsträger, offiziell Bundespräsident Horst Köhler genannt, im Volksmund auch als "Super-Horst" verehrt, Besitz ergriffen. Das Gespenst hat ihn ausgesaugt, sprachlos gemacht - wie Peter Schlemihl ohne Schatten huscht er durch seinen Amtssitz, offenbar blutleer oder als Kaltblüter.

Als er im eben verflossenen strengen Winter ohne Mantel im Freien gesichtet wurde, fragte Michael Eissenhauer, Generaldirektor der Staatlichen Museen zu Berlin, die bleiche Erscheinung erschrocken: "Ja, ist Ihnen denn nicht kalt?" Köhler soll daraufhin nur frostig gelächelt haben. Doch es kommt noch schlimmer. Sechs Stunden nach Vereidigung des neuen und Verabschiedung des alten Verfassungsgerichtspräsidenten riecht es, so weiß die "Süddeutsche" als Nasenzeuge zu berichten, als habe man schon lange nicht mehr gelüftet: "Die Luft steht." Will heißen: Es müffelt.

Ja, mein Gott, haben die denn da keinen Fernseher, wo sie zurzeit in der Werbung verfolgen könnten, wie ein unerwarteter Besuch in einem Einfamilienhaus einfach in abgestandener Luft umfällt? Doch dann bemüht die Hausfrau ein Duftspray. Und alles wird gut!

Doch vielleicht steht die Luft auch, weil Köhler seine Rede so anhebt: "Sie wissen, wozu wir hier zusammengekommen sind, es handelt sich um die urkundliche Vollziehung der personellen Veränderungen beim Bundesverfassungsgericht." So spricht nur ein von allen guten Geistern verlassener Geist. Oder handelt es sich gar um Exorzismus? Oder Sabotage? Denn der Präsident lässt sich seine Reden bis zu 15-mal umschreiben! Um dann so zu reden.

Da hat es die englische Queen im Buckingham Palace besser. Sie redet nur das, was ihr der jeweilige Premier von seinem Ghostwriter hat aufschreiben lassen. Vielleicht sollte Köhler sich seine Reden von seiner unterlegenen Konkurrentin Gesine Schwan schreiben lassen. Die hatten Saft und Kraft und waren apart. Für einen Schwanenteich und einen Lohengrin-Kahn im Bellevue-Park tut sie das gewiss gern. Und Köhler könnte sagen: So sei gedankt, meine liebe Schwan!