Vom früheren Bundespräsidenten Gustav Heinemann ist der Satz überliefert: "Ich liebe nicht den Staat, ich liebe meine Frau." "Was bedeutet es, Franzose zu sein?", debattieren unsere Nachbarn gerade auf Geheiß von Präsident Nicolas Sarkozy. Das eine klingt recht kühl und distanziert, das andere verlangt intellektuelles Potenzial.

Einen sowohl gefühls- als auch geistesmäßig schlichteren Weg versuchen die Slowaken. Die Koalition aus Premier Robert Ficos Sozialdemokraten und zwei kleinen rechtspopulistischen Parteien hat das "Gesetz zur Förderung der Heimatliebe" erfunden. Unter anderem schreibt es vor, dass alle Sitzungen von Parlamenten und Regierungen hinunter bis zu öffentlichen Bürgerversammlungen mit dem Absingen der Staatshymne beginnen sollen. Gilt auch für Sportveranstaltungen. In allen Schulklassen müssen künftig Staatswappen, Fahne, Text von Hymne und Verfassungspräambel aufgehängt sein. Ein im ursprünglichen Gesetzentwurf vorgesehener patriotischer Schwur aller Jugendlichen bei der Übernahme ihres ersten Personalausweises wurde wieder gestrichen. Das war den Sozialdemokraten dann doch zu viel.

In Kraft treten sollte der patriotische Erlass am 1. April. Kein Scherz! Jetzt hat Premier Fico den Staatspräsidenten gebeten, das Gesetz nicht zu unterschreiben. Nicht etwa, weil sich die Einsicht Bahn gebrochen hätte, dass der im In- und Ausland umstrittene und belächelte staatliche Liebesakt so nicht funktioniert. Oder weil man gar mit den nationalen Minderheiten wie Ungarn, Tschechien, Ukrainern und den letzten paar Deutschen in der Zips etwas toleranter und gelassener umgehen wollte.

Nein. Fico bittet nur um Aufschub bis zum 1. September. Leider auch kein Scherz: Mittlerweile sind wegen der staatlich verordneten Nachfrage die Preise für Landesfahnen in die Höhe geschnellt und die gerahmten Verfassungstexte werden knapp. Liebte die Regierung ihr Volk, würde sie ihm das Gesetz ganz ersparen.