Was Literatur doch alles anrichten kann. Ganz oben auf den Bestsellerlisten steht derzeit Helene Hegemanns Berliner Szeneroman "Axolotl Roadkill". Und schon meldet der Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe in Deutschland (ZZF) einen erhöhten Absatz von Axolotl. Die putzigen mexikanischen Schwanzlurche sind die einzigen Lebewesen, die ihr Leben lang Larven bleiben - ähnlich wie Jugendliche vielleicht, die im "Hotel Mama" leben.

Axolotl sind auch die einzigen Tierchen, deren Gliedmaßen, Organe und Hirne nachwachsen. Der langwierige Entwicklungsprozess vom Einzeller zu komplexen Lebewesen wie Verona Pooth wäre unter Axolotln sozusagen täglich mitzuerleben. Bisher war das Tier - von Liebhabern Lotti genannt - noch kein Verkaufsschlager. ZZF-Präsident Klaus Oechsner, der ein Zoo-Geschäft betreibt, sagt, "wenn es hoch kommt, habe ich 20 im Jahr verkaufen können". Warum wohl? Die Tiere kosten doch nur zwischen 19 und 34 Euro.

Zudem scheint die Versorgung des urzeitlich aussehenden Viechs unkompliziert. "Es frisst alles, was überwältigt werden kann." Notfalls auch die eigenen Jungtiere. Oder die ins Becken langenden Finger seines Besitzers. Grinst es auf den Fotos vielleicht deshalb immer so? Axolotl leben in Aquarien. Gekühlt. Bei zu hohen Wassertemperaturen wird empfohlen, spezielle Kühlventilatoren einzusetzen. Aber Achtung: "230-Volt-Ventilatoren nicht direkt über oder am Aquarium verwenden, da bei falscher Handhabung ein lebensgefährlicher Stromschlag droht!" Als Alternative soll man "ein weiteres Becken im kühlen Keller als Sommerquartier einrichten". Dummerweise sind Lotls nachtaktiv - den Tieren ist es unangenehm, wenn das Becken beleuchtet wird. Es sollte aber nicht nur schummrig sein, sondern auch Verstecke bieten.

In beiden Fällen hat man nichts von seinem Lotl, entweder weil es zu dunkel ist oder weil er sich versteckt. So entgeht dem Besitzer wohl auch die ungewöhnliche Szenerie der Vermehrung: Die Männchen schieben die Weibchen durch das Aquarium. "Axolotl Road". Sozusagen.