Neulich hatte ich ein surreales Erlebnis: Ich habe nachts geträumt - mit Werbeunterbrechung. Das ist nicht komisch.

Neulich hatte ich ein surreales Erlebnis: Ich habe nachts geträumt - mit Werbeunterbrechung. Das ist nicht komisch. Sie schlafen. Sie fangen sanft an zu träumen. Es wird langsam spannend, genau in dem Moment, wo man sich fragt, wie es weitergeht: Werbung! Das Unbewusste denkt sich, gute Gelegenheit, jetzt gehste mal schnell ... Aber man schläft ja. Ich wünsche es keinem. Ich wachte nicht nur schweißgebadet auf und wusste: Fernsehen verändert unsere innere Bilderwelt.

Aus Langzeitstudien ist schon länger belegt, dass Kinder, die viel vor der Glotze hocken, dick, dumm und gewalttätig werden. Aber bislang wurde wenig darauf geguckt, was geguckt wird. Eine neue amerikanische Arbeit zeigt: Nicht langes Fernsehen an sich macht Kinder dick - es sind die Inhalte, genauer gesagt, das, was die Inhalte unterbricht.

Werbung für ungesundes Essen hängt mit dem Übergewicht von Kindern zusammen, bei den jüngeren noch deutlicher als bei denen über sieben Jahren. Hingegen sind Kinder, die genauso lange vor werbefreiem Fernsehen oder vor DVDs sitzen, selten übergewichtig. "Privatfernsehen bringt Kinder dazu, große Mengen solcher Lebensmittel zu essen, die sie am wenigsten konsumieren sollten: gezuckerte Frühstücksflocken, Snacks, Fast Food und Limonade", erklärt Frederick Zimmerman, im "American Journal of Public Health". In den USA sehen 90 Prozent der Kleinen bereits mit zwei Jahren regelmäßig fern. Mit fünf haben sie dann mehr als 4000 Werbespots im Jahr betrachtet, mit allem, was im Supermarkt in der "Quängelzone" nah der Kasse liegt, auf Kinderaugenhöhe, und was einem ständig Energie "zurückbringt", die man erst gar nicht verloren hat. Macht das mobil? Nee, unbeweglich.

Jeder, der Kinder hat, kennt das erleichterte Aufatmen, wenn Kinder ihren bisweilen unerträglichen Bewegungsdrang sofort aufgeben, sobald sich die Bilder auf der Mattscheibe für sie bewegen. So wie es weit bessere Lebensmittel gibt als die im Fernsehen beworbenen, gibt es auch weit bessere Sendungen als jene, die durch Werbung finanziert werden, auch auf DVD. Wer nicht gleich das Antennenkabel herausziehen möchte, ein kleiner Anfang: die Batterien aus der Fernbedienung raus. Dann bewegt man sich wenigstens zum Ein- und Umschalten einmal aus dem Sofa raus. Sonst wachsen Erwachsene heran, die glauben, dass es draußen das Wetter nur gibt, weil es von einem Kreditinstitut präsentiert wird.

Das letzte Wort gebührt Johnny Carson, dem Gottvater der amerikanischen TV-Unterhaltung. Er ließ auf seinen Grabstein schreiben: "I'll be right back - Ich bin gleich wieder für Sie da!"