“Frag nicht, dann lüg ich dich auch nicht an.“ Nur ein dummer Spruch? Nein, Psychologen bestätigen: Alle Menschen lügen - und zwar ständig.

Auch wenn die 200 Unwahrheiten am Tag, die einige schon ausgerechnet haben wollen, faustdick übertrieben sind. Forscher halten Lügen geradezu für unentbehrlich, um im Alltag ("Wie siehst du denn wieder aus?") nicht überall anzuecken. Mal ehrlich: Würden wir jedem Mitmenschen immer nur die Wahrheit sagen, wie peinlich wäre das denn?

Deshalb wird von Kindesbeinen an geschwindelt und geflunkert. Das Training beginnt im Vorschulalter von vier Jahren. Und wer es als Erwachsener perfektioniert, wird vielleicht Verkäufer oder Politiker. Nicht nur bei denen würden wir doch gerne wissen, ob sie gerade ehrlich sind oder wieder lügen.

Verrät sie ihr Blutdruck, der Puls oder die Atemfrequenz? Das würde ein Lügendetektor merken. Doch das Gerät liefert insgesamt so miese Daten, dass sich in Deutschland kein Gericht auf diese Technik verlassen will.

Da sind Computerbilder vom Innern des Gehirns schon ehrlicher. Kernspin-Aufnahmen offenbaren, ob die für Lügen zuständigen Hirn-areale aktiv sind. Notorische Schwindler sollen sogar eine auffällig andere Hirnstruktur haben als aufrichtige Artgenossen. Doch einzelne Lügen entlarven die Magnetstrahlen leider auch nicht.

Wissenschaftler geben aber so schnell nicht auf - und schauen den Lügnern ins Gesicht. Denn am verräterischsten ist deren Mimik, allerdings nur für den Bruchteil einer fünfundzwanzigstel Sekunde. In diesen sogenannten Mikro-Ausdrücken erkennen Wahrnehmungsforscher die wahren Emotionen, zum Beispiel am unmerklichen Zucken einer Augenbraue, am Runzeln der Stirn oder einem angedeuteten Lächeln. Das geht so schnell, dass es einem Ungeübten niemals auffallen würde. Noch genauer erkennt ein spezielles Computerprogramm die Lügen-Mimik der 44 Gesichtsmuskeln.

Auf diese Methode des Amerikaners Paul Ekman stützt sich auch das Fernseh-Krimi-Team der neuen Serie "Lie to me" ("Lüg mich an"), deren erste 13 Folgen am 10. März bei Vox starten. Wer genau zuschaut, lässt sich danach zu Hause vielleicht nicht mehr jeden Bären aufbinden.

Doch auch der verräterische Mikroausdruck ist kein hiebfester Beweis. Allenfalls ein brauchbarer Hinweis. Dafür geht der Mensch wohl schon zu lange und zu routiniert mit Lügen um. Wie heißt es doch im Talmud: "Die Lüge ist das Übliche, die Wahrheit nicht."

Oder ist das auch wieder nur gelogen?