Neulich haben wir aus dem Buch einer hochsensiblen Frau namens Heike B. Görtemaker über Eva Braun, Frau Führer also, gelesen, dass sie ...

... eine hochsensible Frau war, durchaus liebend. Und dass Hitler, der ihr nach dem 20. Juli 1944 seine durch das Attentat zerfetzte Uniform auf den Berghof in Berchtesgaden als Reliquie für einsame Tage und Nächte schickte, die Frau Braun - neben seiner Schäferhündin Blondie - für das anhänglichste und treueste Geschöpf in seiner Umgebung hielt. Er musste ja kämpfen, während sie auf ihn wartete.

Ein Hitler für Feministinnen gewissermaßen. Und auch für Tierfreunde.

Jetzt hat ein Harvard-Gelehrter, nämlich Dr. Timothy Ryback (sein Buch ist im Fackelträger-Verlag erschienen), auch noch den Büchernarr und die Leseratte Hitler entdeckt.

Dachten wir bisher, Hitlers Buchleidenschaft sei eher pyromanischer Natur gewesen, hätte sich also im Verbrennen von Büchern erschöpft, so müssen wir jetzt lernen, dass der Bücherwurm Hitler ein Lieblingsbuch heimlich stets bei sich führte.

Er las es so gründlich, dass man heute noch ein borstiges Schnurrbarthaar (2,5 Zentimeter lang) in dem Büchlein fand. Dabei dachten wir bisher, Hitler habe seine Bartbürste aus Chaplins Garderobe während der Dreharbeiten zum "Großen Diktator" entwendet.

Das Buch war der Kunstführer "Berlin", und der Führer war so tolerant, dass er das Buch liebte, obwohl der Verfasser Jude war. Den Autor hätte er, wäre der nicht 1933 nach Palästina geflohen, trotzdem am liebsten verbrannt.

Obwohl Hitlers Bibliothek von 16 000 Büchern aus des Diktators Wohnungen in Berlin, München und Berchtesgaden in alle Welt verstreut ist, hat der Harvard-Forscher herausgefunden, welches Hitlers Lieblingsbücher waren. Und dass er täglich Zeit fand, ein Buch zu lesen.

Ein Buch! Pro Tag! Neben Blondie, Eva, endlosen Palavern, Stalingrad, Führerbunker usw.

Sein absolutes Lieblingsbuch, weiß der Dr. Ryback, war der "Hamlet". Den kannte der Führer sogar auswendig! Auswendig! Schlegel-Tieck oder Englisch, das ist hier die Frage. Und wo doch der "Hamlet" das längste Drama Shakespeares ist! Vielleicht, weil er heimlich noch lieber, als Führer zu spielen und die Welt zu verbrennen, in Lubitschs "Sein oder Nichtsein" aufgetreten wäre. Aber das hat er nur seinen Tagebüchern im "Stern" anvertraut, soweit ich weiß. Ein Hitler fürs "Literarische Quartett".