Fast waren sie eine richtige Familie: Vater, Mutter, Kind. Nur ging in diesem Falle Mutti ins Büro (genauer: aufs Revier), das Kind ...

Hamburg. ... war gar nicht von Vati, und der hatte auch sonst nicht viel zu melden. Das macht kein Mann lange mit, auch nicht im Fernsehen, wo ja bekanntlich so einiges geht. Acht Jahre immerhin hat Ingo Naujoks durchgehalten an der Seite von "Tatort"-Quotenkönigin Maria Furtwängler.

Als knautschgesichtiger Krimiautor Martin Felser war er Charlotte Lindholm ein treu ergebener Wohnungsabschnittsgefährte, Kumpelfreund und Ernährer. Putzte das Bad, wenn Frau Kommissarin Mörder jagte. Sang Schlaflieder, wenn die kühle Blonde Greetsiel unsicher machte und nächtens mit dem Pathologen anbändelte. Nun wirft er das WG-Handtuch.

"Am Ende wurde Martin nur noch aufs Babysitten und Frühstückmachen reduziert, was mir immer weniger gefiel", lauten die Abschiedszeilen. So spricht ein gebrochener Mann. Gedemütigt vom Hausmanndasein.

Naujoks war Sänger einer Band namens Fishbüro. An der Bochumer Schauspielschule stellte er sich als Robert De Niros "Taxi Driver" vor: "Wie, du willst mich anmachen?"

Einen wie ihn trifft man in der Kneipe, nicht am Wickeltisch. Goethe, der einst wusste: "Wenn alle Bande sich auflösen, wird man zu den Häuslichen zurückgewiesen" ist seine Sache nicht (mehr) - obwohl, noch mal Goethe: "Es ist nicht genug zu wollen - man muss es auch tun."

Das passt schon eher. Klingt nach Emanzipation. Nach Tatendrang und loriotschem Jodeldiplom. Was Eigenes eben. Und eine anständige neue Rolle, die sollte wohl auch drin sein.

Stichwort: Robert De Niro. Eine Testosteron-Rolle mit Schmieröl an den Fingern, Benzin im Blut und "Hey Baby"-Blick. Um das Baby der Kommissarin sollen sich andere kümmern.

Dabei war die Kleinfamilie noch vor ein paar Monaten sonntagabends friedlich vereint. "Es wird Trauer sein und Schmerz" hieß die Krimifolge. Zehn Millionen Deutsche schauten zu.

So schön wird's nie wieder. Ach, Ingo.