Lachfalten sind sexy! Wenn ich eine Frau sehe, die über 25 ist und keine Fältchen an den Augen hat, dann frage ich mich ...

... nicht: Was hat die für eine Creme? Ich frage mich: Was hat die für eine Lebenseinstellung? Mit der möchte ich nicht im Fahrstuhl stecken bleiben, wenn Sie wissen, was ich meine. Was aber tut die moderne Frau? Sie spritzt sich eine der giftigsten Substanzen, die die Menschheit kennt - Botulinustoxin - in die Stirn und denkt, sich damit einen Gefallen zu tun. Zu Risiken und Nebenwirkungen fragt man am besten auch mal die Psychologen, denn die wissen schon lange, dass unser wichtigster Kommunikationskanal die Mimik und Körpersprache ist. Aber noch gar nicht lang wissen die Psychologen, dass wir auch unsere eigenen Gefühle wahrnehmen, indem wir unsere eigenen Körpersignale aussenden und interpretieren. So wie ein Italiener nicht reden kann, wenn man ihm die Hände auf den Rücken bindet, so können wir uns selbst und die Gefühle von anderen schlechter "lesen", wenn wir unsere Stirn nicht mehr in Falten legen können, weil sie gelähmt ist.

Der amerikanische Wissenschaftler David A. Havas und seine Kollegen luden 40 Personen, die planten, sich zur Glättung ihrer Stirnhaut mit Botox behandeln zu lassen, zu einem Experiment ein. Kurz vor und 14 Tage nach der Gesichtsglättung sollten die Probanden Aussagen lesen, die einen angenehmen, einen traurigen und einen Ärger hervorrufenden Inhalt hatten. Sobald sie eine Aussage verstanden hatten, sollten sie einen Knopf drücken. Die Forscher maßen anschließend, wie lang die jeweilige Person zum Verstehen der Texte brauchte. Es zeigte sich, dass Angenehmes vor und nach der Botox-Behandlung gleichermaßen schnell verstanden wurde. Doch bei den Sätzen mit einem ärgerlichen oder traurigen Inhalt verstanden die Probanden diese nach der Botox-Behandlung langsamer als vorher, da sie nicht mehr so gut die Stirn runzeln oder die Augenbrauen zusammenziehen konnten.

Sprache ist nichts rein Abstraktes. Wir sind in unserem Verständnis auf den Körper angewiesen. So hilfreich ein "Pokerface" beim Pokern sein mag, wollen die meisten Menschen auf Gefühle und ihre Interpretation in ihrem sonstigen Leben ungern verzichten. Wir wollen "hinter die Fassade" schauen: die vom Gegenüber und unsere eigene. Wird die Fassade zu stark übertüncht oder eingerüstet bis zur Unkenntlichkeit, erkennen wir uns selbst nicht mehr wieder. Das ist un-schön. Ich hoffe, Sie können darüber schmunzeln. Oder runzeln.