Stellen Sie sich vor, Ihr Körper wäre ein Gebrauchtwagen. Würden Sie ihn kaufen? Oder hat er zu viele Mängel und Sie würden ihn gerne wieder loswerden?

Stellen Sie sich vor, Ihr Körper wäre ein Gebrauchtwagen. Würden Sie ihn kaufen? Und während man so die Liste der kleinen Kratzer, der Karosserie und der Pumpe durchgeht, denkt so mancher Mann gleich an den Wiederverkauf und welche Mängel man dabei verschweigen könnte.

Indes: Unser Körper steht weder zum Kauf noch zum Verkauf. Und trotzdem kostet Gesundheit uns Geld. Und damit machen wir den größten Denkfehler: unsere Gesundheit rein ökonomisch zu betrachten. Deshalb jammern wir, wenn die Krankenkassenbeiträge steigen, weil man nie genau weiß, warum. Sicher kann man vieles effizienter organisieren. Und man hätte auch den Chef des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen, Peter Sawicki, einen der profiliertesten deutschen Vertreter einer vernünftigen evidenzbasierten Medizin, nicht abservieren müssen. Ohne seine kritische Stimme werden die unnötigen Arzneimittelkosten noch mehr steigen, weil er darauf pocht, nur dann ein teures Medikament von der Solidargemeinschaft bezahlen zu lassen, wenn es auch klar besser ist als das altbewährte. Aber auf der persönlichen Ebene ist unsere Schnäppchenjäger-Mentalität mit dem Solidarsystem überfordert.

"Was nix kostet, is auch nix." Wenn du in die Krankenversicherung einzahlst, dann willst du auch was zurück. Wir sehen nicht ein, dass wir das größte Glück haben, wenn wir dieses ganze Geld nie wiedersehen! Heimlich denken wir: dieser blöde Nachbar, nie was für sich getan, jetzt Bypass für 20 000 Euro. Wenn du nicht dafür sorgst, dass du einen doppelten Bypass bekommst, hast du die ganzen Jahre für den Idioten mitbezahlt. Wer bis 50 keinen Herzinfarkt hat, gilt doch als Leistungsverweigerer. Der macht seinen Job nicht richtig. Die gleichen Risikofaktoren führen auch zum Schlaganfall. Aber auf Partys bekommst du mit einem Schlaganfall nicht die gleiche soziale Anerkennung. Unfair. Wir haben weder ein Gespür noch eine Verantwortung mehr für unseren Körper. Dafür haben wir ja eine Versicherung.

Und während nach vielen Jahren des privatwirtschaftlichen Desasters die Amerikaner versuchen, wieder ein deutsches Gesundheitssystem einzuführen, wird hierzulande fleißig privatisiert. Und man wundert sich, warum Unternehmen, die Profit explizit machen sollen, auch welchen machen. Die radikalste Lösung ist die der alten Chinesen. Der Arzt wurde nur bezahlt, solange man gesund war. Damit war er motiviert, die Verhütung von Krankheit ernster zu nehmen als die Behandlung und unnötige Operationen und Untersuchungen. Welches "System" wollen wir? Ist denn nur die Autoindustrie "systemrelevant"?