Was tun Sie, liebe Leser beiderlei Geschlechts, wenn Sie das Wachstum der Wirtschaft beschleunigen und eine Anschaffung machen wollen?

Was tun Sie, liebe Leser beiderlei Geschlechts, wenn Sie das Wachstum der Wirtschaft beschleunigen und eine Anschaffung machen wollen? Nehmen Sie dann Geld in die Hand? Ach wo, Sie geben es aus. Für Geld in der Hand gibt's nichts auf dem Markt. Dennoch grassiert die Redensart "Geld in die Hand nehmen" nun auch bei Unternehmern und Managern.

Kein Mensch könne Geld in die Hand nehmen, hat ein sehr geschätzter Kollege, der Kabarettist Eberhard Möbius, neulich gesagt; Geld sei virtuell und werde digital um die Welt gejagt. Ja, schon, Möbi, aber glauben Sie wirklich, dass ein Fachmann wie Prof. Dr. Nonnenmacher von der HSH Nordbank zum Beispiel bloß virtuelle Sonderzahlungen auf seinen Konten hat? Vielleicht hat er sie auch unter die Matratze getan (man weiß ja nie, was mit diesen Banken noch alles passieren wird); dann allerdings hätte er das Geld in die Hand nehmen müssen.

Nur kein Neid! "Was der liebe Gott vom Geld hält, kann man an den Leuten sehen, denen er es gibt", hat der Arzt und Schriftsteller Peter Bamm gesagt. Das mag alle die trösten, denen er keins gegeben hat. Außerdem gilt doch seit 2005/2006 das Vorstandsvergütungsoffenlegungsgesetz, kurz VorstOG, und das wird schon für Ordnung sorgen, oder?

Also noch mal: Geld in die Hand nehmen bringt gar nichts. Es würde höchstens die kriminellen Energien Ihrer Mitmenschen beschleunigen, wenn Sie mit einem Bündel Banknoten in der Hand durch die Gegend liefen. Den von Frau Merkel und den wankenden Befürwortern der Wachstumsbeschleunigung erhofften Effekt können Sie allenfalls erzielen, wenn Sie das Geld fleißig ausgeben. Im Politjargon ist die Redensart vom "Geld in die Hand nehmen" denn auch eine Nebelkerze. Sie soll vernebeln, dass man erstens gar kein Geld hat, das man dazu benutzen könnte, die Steuern zu senken, und dass zweitens niemand weiß, ob die Steuerzahler das Geld dann für Anschaffungen ausgeben oder ob sie nicht auch lieber damit zocken würden.

Da war mal "dieser Professor aus Heidelberg", Paul Kirchhof, den Gerhard Schröder im Wahlkampf 2005 verhohnepiepelt hat. Der schreibt in seinem neuen Buch, der Gesetzgeber möge "den Bürgern in schöner, einfacher Sprache ein Gesetzbuch vorlegen, das sie zu Zahlungen verpflichtet, die jeder aus redlicher Verantwortung und Überzeugung anerkennen kann". Sonderbarer Schwärmer? Jedenfalls kein Wunder, dass der Mann nicht Finanzminister geworden ist.