Martin Luther (1483-1546) setzte mit der ihm eigentümlichen Anschaulichkeit noch auf die natürliche Verbreitung von Gerüchen: "Wenn ich einen Furz lasse, soll man es bis Rom riechen", ist als Zitat überliefert. Vielleicht reicht bald eine Kurznachricht übers Handy oder eine Mail vom Computer, um Aromamarken auch über weite Distanzen zu setzen. Denn der japanische Kommunikationskonzern NTT hat seine letzten Versuche beendet und plant einen wohnzimmertauglichen Zerstäuber, der Gerüche ferngesteuert verbreiten soll.

Wer meint, das Schnuppern sei ihm schnuppe, kennt nicht die Macht der Düfte. So suchen wir Partner auch danach aus, ob wir sie riechen können. Selbst die Werbung um profanere Objekte wirkt besser, wenn die Nase mitspielt. In Japans meistbesuchtem Bahnhof Shinjuku mit täglich vier Millionen Passanten hat der Kosmetikriese Shiseido sein Parfum "Rosarium" getestet, mal mit, mal ohne Extraduft. Das Ergebnis: Nur mit Blumenflair erhaschten die Proben Aufmerksamkeit. Sogar eine Brauerei begeisterte mit ihrem Bier erst, als sie ihr Werbebild mit leichtem Zitrusduft bestäubte, um den erfrischenden Effekt zu suggerieren.

Den Schluck aus der Pulle können wir uns ganz sparen, wenn erst die "mobile Duftkommunikation" über PC und Handy so simpel funktioniert wie das Versenden von Kurznachrichten oder Fotos. Sensorchips können bereits Gerüche analysieren und digital verschlüsselt um die Welt schicken. Wer aber will schon gerne eine Duft-Mail oder Aroma-SMS lesen von einem, der gerade dort sitzt, wohin auch ein Kaiser sich zu Fuß begibt?

Der nächste Schritt: Geruchs-Fernsehen mit neuen Dimensionen. Endlich werden wir wissen, wonach Schmuddel-Kommissar Columbo duftet. Und Rosamunde Pilchers Blumenfelder-Liebesnester lösen Allergien im trauten Heime aus.

Auch andere TV-Renner wären nicht mehr dufte. Die Frage "Hast du wieder ,Bauer sucht Frau' geguckt?" erübrigt sich mit kurzem Schnuppertest am nächsten Morgen. Im Stall des attraktiven Schweinebauern Torsten (26) tummeln sich 1000 Tiere. Das stinkt nun mal wie Sau.