Das ganze Zusammenleben zwischen Frau und Mann ist eine einzige Kette von Missverständnissen, wie Loriot am schönsten beschrieb.

Hamburg. Was wäre unsere Geschichte ohne Missverständnisse? Das fing wohl schon beim verbotenen Apfel im Paradies an und brachte später ganze Staaten zum Einsturz, weil ein schusseliges Politbüromitglied das Datum der Maueröffnung falsch verstand. Auf jeden Fall, sagt der Aphoristiker Peter Benary, seien Missverständnisse "die häufigste Form menschlicher Kommunikation". Sie führen zu Ehescheidungen, Flugzeugunglücken oder sportlichen Pleiten. Sogar eine ganze Partei wie die SPD leidet darunter, dass viele Mitglieder das Wort Genossen irrtümlich von "Genuss" ableiten.

Das Deutsche Zeitungsmuseum im saarländischen Wadgassen zeigt in einer Ausstellung, wie Missverständnisse zu Stolpersteinen werden können. Wenn zum Beispiel auf einer Marmelade die englische Aufschrift "This jam contains preservatives" prangt, weiß nicht jeder Käufer, dass "preservatives" keine Präservative, sondern Konservierungsstoffe sind. Und die "Erektionsurkunde", die ein katholischer Bischof unterschreibt, ist nicht etwa ein Zeugnis der Manneskraft, sondern eine Erlaubnis zur Errichtung eines Pfarramtes.

Das ganze Zusammenleben zwischen Frau und Mann ist eine einzige Kette von Missverständnissen, wie Loriot am schönsten beschrieb. "Ich möchte einfach hier sitzen." - "Du kannst doch tun, was dir Spaß macht." - "Das tu ich ja!" - "Dann quengle doch nicht dauernd so rum ..." Andererseits, sagt der französische Literat Rochefoucauld, "basieren die glücklichsten Liebschaften auf gegenseitigem Missverständnis".

Die Ausstellung im Zeitungsmuseum in Wadgassen ist bis zum 13. Juni zu sehen.