Hierzulande wird fast jeder von seinem Partner so geliebt, wie er/sie ist (und isst), egal, wie viele Kilos auf der Waage landen.

Wer bisher ein Dickometer vermisst, ein Gerät (noch nicht erfunden), das uns aufklären könnte, wie tolerant wir mit dicken Menschen umgehen, kann sich wieder hinlegen. Die Frage ist geklärt. Wir sind ein Volk, in dem der klitzekleine Wortunterschied zwischen beleibt und beliebt Programm ist. Das dicke Ende dieser Vorrede: Hierzulande wird fast jeder von seinem Partner so geliebt, wie er/sie ist (und isst), egal, wie viele Kilos auf der Waage landen. Damit offenbaren wir im Vergleich mit 16 anderen Ländern eine "international unübliche Toleranz", kommentiert das Magazin "Reader's Digest" im Februarheft (ab 25.1. im Handel) die eigene "weltumspannende repräsentative Umfrage".

Die ungeahnte Großzügigkeit der Deutschen bei der Leibesfülle schließt die Familie mit ein. Während Experten noch streiten, ob jedes dritte oder vierte Kind zu fett ist, meinen nur geringe 14 Prozent der Eltern, dass ihre Kinder abspecken sollten. Wir sind wohl alle Nachfahren des dicken Obelix, der sich stets wunderte: "Wer ist hier dick? Ich seh keinen Dicken. Höchstens einen, und der ist nicht dick!"

US-Ehefrauen sehen klarer. Sie stehen in der Länderliste an der Spitze derer, die sich wünschen, dass ihre Männer abspecken. Geschlechterwechsel: Das Land, in dem die meisten Männer gerne sähen, dass ihre Frauen dünner wären, ist - Indien. Bollywood grüßt mit einem Schlankheitswahn, den niemand dort erwartet hätte.

Das trifft auf weitere Umfragedaten zu: In keinem Land werden so viele Diätpillen geschluckt wie in China. Und niemand ist so ehrlich wie die Inselbewohner der Philippinen. 82 Prozent gestehen, dass ihnen der Wille fehlt, Leckereien zu widerstehen. Dieses Problem ist international. Es führt zwischen Neujahr und Weihnachten regelmäßig zu mehr Pfunden als zwischen Weihnachten und Neujahr.

Doch die wahre Schuld am Übergewicht ist durch den Nebel landestypischer Betrachtung nicht zu erblicken. So sind in Deutschland die Eltern und ihr Erbgut schuld; in den USA die Fast-Food-Kalorien; und, Kompliment ans kreative Fronkreisch: Schuld am Übergewicht der Franzosen sind "die Amerikaner und ihre verbreiteten Essgewohnheiten".