Wenn man auf Klimakonferenzen über Erderwärmung spricht, spielt das Wetter, so zum Spaß und Ärger des Klimas, Eiszeit.

Hamburg. Es muss so ziemlich genau um 1960 gewesen sein, jedenfalls drum herum, damals, als es noch regelmäßig und blitzartig Wintereinbrüche gab mit Schneekatastrophen und Frosteinbrüchen. Und da damals wir Deutschen schon wieder wer waren, fuhren wir zu Weihnachten oder drum herum in die Berge oder an die Nordsee.

Und dann kam der Schnee, ebenso überraschend wie erwartet. Und wir hatten Spikes an den Autorädern oder Panzerketten, Schneeketten genannt, um die Reifen. Und stecken blieben wir im Schnee, manchmal tagelang, und mussten von der Bergwacht oder der Feuerwehr aus den Schneeverwehungen gefräst werden.

Und da gab's dann die Eisenbahn, die noch Bundesbahn hieß, weil Deutschland zweigeteilt war (auf Plakaten in Zügen: "Zweigeteilt? Niemals") und die Zone, die sich DDR nannte, die Reichsbahn hatte! Reichsbahn! Ja, mit Mitropa! Und da machte die Bundesbahn (die jetzt Deutsche Bahn heißt) eine Werbekampagne, auf der war eine große Dampflok zu sehen. Das waren die Feuer schnaubenden Dinosaurier, die an einem Riesentrichter Unmengen Wasser in ihren Bauch schluckten, wie ein Elefant an einer Oase, statt des Rüssels einen Trichter. Und in der Werbung hieß es: "Alle sprechen vom Wetter! Wir nicht!"

Da hatte die Bahn noch keine Elektronik. Und die Weichen froren noch nicht ein. Auch nicht die Oberleitungen. Und so mussten die Schienenloks noch nicht vom Wetter sprechen. Und kein Kondenswasser ließ die Züge unter dem Ärmelkanal sozusagen einfrieren.

Heute aber sprechen alle vom Wetter. Züge fallen aus. Flughäfen vereisen. Und auf den Bahnsteigen hört man etwas von einer Stellwerkstörung. Dann liegt man Stunden fest, friert, trinkt Glühwein.

Nur global spricht keiner vom Wetter. Dafür alle vom Klima. Das Klima ist die Mutter des Wetters. Das Wetter: das ungezogene Kind des Klimas. Und wenn man auf Klimakonferenzen über Erderwärmung spricht, spielt das Wetter, so zum Spaß und Ärger des Klimas, Eiszeit. Und schon friert das Wasser in den hochmodernen Zügen, Kondens statt Konsens.

Da fällt mir der alte Schlager ein: "Komm'se mit nach Lima! Das Klima in Lima ist prima!" Und wo es ein prima Klima gibt, da spricht niemand vom Wetter. Und trotz der Erderwärmung muss man sich warm anziehen. Und die Ohren unter den Ohrenschützern steifhalten.