Eckart von Hirschhausen über die richtigen Geschenke und falsche Freude.

In einem Witz schenkt eine Mutter ihrem Sohn gleich zwei Krawatten. Er will ihr eine Freude machen, und bindet sich gleich eine von beiden um. Die Mutter ist tödlich beleidigt: "Ach, die andere gefällt dir wohl nicht?"

Es ist manchmal schwer, es den Schenkenden recht zu machen. Was soll mit einer Krawatte überhaupt ausgedrückt werden? Warum wird ein Mann attraktiver, wenn er demonstrativ die Blutzufuhr in seinen Kopf drosselt? Dopamin, das Belohnungshormon, wird immer ausgeschüttet, wenn etwas besser ist als erwartet. Weil wir zum Fest der Liebe die Erwartungen auf allen Seiten hochschrauben, ist die Enttäuschung programmiert. Schöne Bescherung!

In fünf Tagen ist Weihnachten. Und noch wichtiger als die richtigen Geschenke ist die richtige Verpackung. Bei uns daheim wurde früher das Geschenkpapier recycelt. Noch nicht, um CO2 zu sparen, sondern auch, weil unsere Tante Ruth es liebte, die Papiere glatt zu streichen und sogar auch die Schmuckbänder zu entknoten. Das gab uns einen tiefen Einblick in die zyklischen Rituale des Jahreskreises: Geschenke wechseln, die Verpackung bleibt.

Und wenn im Vorjahr in dem Papier ein Taschenbuch überreicht wurde, heuer dann aber ein gebundenes, spannte das Papier an der Buchtaille wie ein zu eng gewordenes Hemd. Irgendwann kam dann das geschenklose Weihnachten, aber verpackungslos - niemals.

Es gibt nicht viele Wissenschaftler, die sich mit der Psychologie des Verpackens beschäftigt haben. Einer von ihnen ist Professor für Marketing an der Universität von Dallas. (Daniel J. Howard (1992). Gift-Wrapping Effects on Product Attitudes, Journal of Consumer Psychology, 1(3), 197-223)

Die Hälfte der Probanden erhielt ihr Geschenk in der Originalverpackung, die anderen in blau-weißem Geschenkpapier mit passender Schleife. Dann wurden sie gebeten, das Geschenk auf einer Skala von 1-9 zu bewerten.

Das Ergebnis überrascht wenig: Die, deren Geschenk eingepackt war, empfanden das Produkt als wertvoller als die schmucklose Fraktion! Selbst Zeitungspapier schnitt noch besser ab, als ein Geschenk unverpackt zu überreichen. Als Ausnahme dürften nur Blumen gelten.

In der nächsten Runde wurde getestet, ob das Geschenk für einen selber ist oder man es weiterreicht. Und siehe da: Ist das Geschenk für jemand anderen, werden geschmückte und ungeschmückte Produkte gleich bewertet. Von wegen Verbraucher wollen Transparenz. Gerade zu Weihnachten wünschen wir uns Intransparenz! Und wehe, man ahnt schon durch die Packung, was es ist - Lego?

Fazit der Forscher: Ein schönes Geschenkpapier verlängert die Vorfreude und erinnert bereits beim Entblättern an andere schöne Momente, sodass zur Vorfreude auch noch die Nachfreude über frühere Geschenke uns frohlocken lässt.

Für mich ist jetzt auch klar, warum so viel schöne Unterwäsche traditionell zu Weihnachten verschenkt wird. Mehr Vorfreude ist nicht zu generieren: Etwas Besonderes kaufen, es dann einpacken, damit es jemand Besonderes auspackt, um sich darin wieder einzupacken - um letztendlich wieder ausgepackt zu werden. Frohes Fest!