Dass den Olympischen Spielen das Feuer fehlt, haben schon viele Kritiker behauptet. Die Floskeln von der "Jugend der Welt" und vom "friedlichen Wettstreit" köcheln in diesen Zeiten auf sehr kleiner Flamme. Nun aber gibt es mit dem olympischen Feuer, genauer gesagt mit der Fackel, tatsächlich ein Problem.

Auf dem Weg nach Vancouver, der Gastgeberstadt der 21. Winterspiele an der Westküste Kanadas, ist die Flamme im eiskalten Norden des riesigen Landes bereits zwölfmal erloschen. Bittere Kälte von 30 Grad unter null und Sturmböen von 60 km/h setzten dem Feuer zu, das im Oktober in einer sandalenfilmreifen Zeremonie im Hain des antiken Olympia mit einem Spiegel entzündet worden war. Wo viel Licht, ist eben auch viel Schatten.

Weil es der gute Brauch verlangt, dass auf olympischem Boden nie wieder ein Licht ausgehen darf, haben die cleveren Kanadier immer vier Ersatzflammen dabei. Im bislang kältesten Ort des 45 000 Kilometer langen Staffellaufs quer durch den Norden Amerikas, Resolute Bay (Name verpflichtet!), musste das Licht zur Sicherheit in einer schützenden Laterne getragen werden.

Dabei hatte der Produzent der Fackel, der kanadische Flugzeug-Hersteller mit dem ebenfalls vielversprechenden Namen Bombardier, viel Mühe in die Hightech-Leuchten investiert. Die 12 000 jeweils 1,6 Kilo schweren Fackeln aus Aluminium, Stahl und Verbundstoffen, für jeden Läufer eine, sollten auch bei minus 40 Grad noch brennen. Jetzt aber verglühte die Flamme wie eine Kinderlaterne im Herbst.

Doch die Kanadier sind weiter mit Feuereifer bei der Sache. Sogar in die Nähe des Nordpols wollen sie das olympische Symbol tragen. Immerhin ist das Licht nicht ausgegangen, als ein Surfer damit vor Kanadas Küste über die Wellen ritt oder als es Indianer in einem Kanu über die Stromschnellen schaukelten. Oder, um mit van Gogh zu sprechen: "Man soll das Feuer in seiner Seele nie ausgehen lassen, sondern es schüren."

So viel ist sicher: Das olympische Feuer wird am 12. Februar 2010 zur Eröffnung der Winterspiele im "BC Place Stadium" in Vancouver eintreffen. Die Herren der Ringe brennen für ihre Idee. Vielleicht wollen es die Senioren nur schön warm haben - wie zu Hause vor dem Kamin. Dabei glimmt der olympische Gedanke angesichts von Doping, Betrug und Geldgier nur noch wie eine Funzel. Da strahlen die Kerzen unserer Weihnachtsbäume, die wir in 23 Tagen entflammen, doch viel schöner!