Glühwein bei frühlingshaften zehn Grad? Macht keinen Spaß. Wie wäre es da mit einem Caipirinha-Büdchen neben der Tanne auf dem Rathausmarkt?

O du fröhliche! Derzeit locken die heißesten Weihnachtsmärkte aller Zeiten, waren Sie schon da? Die Luft duftet nach Glühwein - und ist im Prinzip auch ähnlich warm. Während Meteorologen für die Republik ein tägliches Hoch-Gefühl von zehn Grad vorhersagen, stürzt mancher Bürger in ein emotionales Tief. Auslöser für den inneren November: Ein bisschen kühler wäre viel cooler. Bei diesen Temperaturen möchte man vielleicht Fiesta Tropicana feiern, aber doch nicht die Vor-Weihnachtszeit.

Unter Daunenjacke und mit Wollschal (Das trägt man jetzt so, es ist schließlich in wenigen Tagen Winter!) wird uns in dieser Adventszeit leider nicht nur warm ums Herz. Körperlich glüht man gewissermaßen von morgens bis abends vor. Manch Heißblütiger soll sich schon bei den Beach-Clubs am Hafen erkundigt haben, ob man das unvermeidliche Fest vorm Fest mit den Kollegen nicht in den Sand setzen könnte.

Nun meckern Feinschmecker seit Jahren, dass Glühwein mit Wein ungefähr so viel zu tun habe wie das aktuelle Klima mit der aktuellen Jahreszeit. Vorwurf: Wer auf dem Weihnachtsmarkt diese lauwarme Plörre in sich hineinkippt, muss einen Schuss haben. Falsch, das ist dann Punsch - und den gibt es längst auch alkoholfrei. Nein, es lässt sich nicht leugnen: Das mit Zimt, Gewürznelken und Sternanis gewürzte Heißgetränk findet jedes Jahr Millionen glühende Anhänger. Und es schmeckt doch auch - aber eben erst nach dem vierten Becher.

Und, wer hat's erfunden, dieses Zeug? Nein, nicht die Schweizer. Die alten Römer haben sich schon in diversen Schlachten mit diesem Gewürzwein aus dem Leben geschossen. "Conditum paradoxum" hatten sie den Trank getauft. Paradox - das passt super zum Wetter und bietet also eine Überleitung, bei der man als Autor ausnahmsweise mal nicht mit seinem Latein am Ende ist. Nun könnte man sich die Hände reiben. Natürlich nicht, weil man friert, sondern weil eine tolle Geschäftsidee auf dem Markt ist: Wie wäre es mit einem Caipirinha-Büdchen neben der Tanne auf dem Rathausmarkt?

Und falls Schnee wirklich von gestern (also in Jahren gerechnet) ist, dann sollten wir am 24. Dezember einfach in Bademode unter einer geschmückten Yucca-Palme feiern. Man spart eine Menge Geld, das sonst für den Nadelbaum draufgegangen wäre. Oder für die Kälteflucht nach Australien. Darauf erst mal einen Iced-Glühwein zur Erfrischung. Prost!