Bei den unzähligen Online-Kontaktbörsen im Internet kann man sich zur passenden Postleitzahl gleich das schönste Gesicht aussuchen.

"Schau mir in die Gene, Kleines" ist zwar noch kein kinoerprobtes Zitat; aber die Frage "Willst du mit mir Gen?" muss bald nicht mehr unbedingt Ausdruck eines Druckfehlers sein. Denn ob zwei Menschen wirklich zueinander passen, soll ihr genetischer Fingerabdruck verraten. Das versprechen jedenfalls die Partnerschaftsagenturen, die in der Schweiz oder den USA einen DNA-Test anbieten, damit Menschen zusammenfinden, "die biologisch besser zusammenpassen".

Was das im Einzelnen bedeutet, erklärt uns Eric Holzle, der Gründer der Partneragentur ScientificMatch.com: besserer Sex, längere Liebe, weniger Betrügereien und "vielleicht" gesündere Kinder. Angesichts solch überhöhter Traumaussichten wirkt der für kommenden Monat angekündigte Preis von 67 Euro oder 99 Dollar geradezu verdächtig bodenständig.

Auch die alte Streitfrage, ob Gegensätze sich anziehen oder sich besser Gleiches zu Gleichem gesellt, haben die Erbvermittler vorab schon mal entschieden. Denn ihr Gentest setzt voraus: Menschen mit möglichst unterschiedlichen Immunsystem-Genen fühlen sich am stärksten zueinander hingezogen.

Die in historisch keuscheren Zeiten schamhaft geflüsterten Zeilen "Es zieht mich hin zu deinen Lippen, als hinge ich an Gummistrippen" wiesen danach auf nichts anderes als auf grundverschiedene DNA-Strukturen.

Damals reichte bei der Partnersuche noch ein tiefer Blick in verliebte Augen. Dann mischte sich der Computer ein und verglich den Flirtfaktor mit Vorlieben bei Religion, Politik und Lifestyle. Bei den unzähligen Online-Kontaktbörsen im Internet kann man sich zur passenden Postleitzahl gleich das schönste Gesicht aussuchen.

Merkwürdig nur, dass trotz der immer feineren Auslesekriterien immer mehr Pärchen immer häufiger auseinandergehen. Beim Partner-Puzzle "Warum er?", Warum sie?" seien die Gene nur ein Bruchstück. Selbst ein biologisch nahezu perfekt passendes Muster würde überstimmt von anderen Faktoren, meint die US-Anthropologin Helen Fischer. Entscheidender sei, "ob jemand raucht, dick ist oder Kinder wolle".

Noch billiger als der Gentest ist übrigens die Schnüffelprobe. Zahlreiche Versuche belegen: Liebe geht durch die Nase. Den angenehmsten Geruch empfinden wir bei Menschen, die sich stark von uns unterscheiden - im Genprofil.