Auch in der Arktis geht es zu wie in der Herbertstraße. Die kurzschnäbeligen Adeliepinguine tun es sogar für eine Handvoll Steinchen.

Dem ohnehin schon ältesten Gewerbe der Welt können wir möglicherweise noch ein paar Jahrmillionen mehr anhängen. Und das verdanken wir australischen Forschern, die eine spezielle Form von Prostitution im Tierreich aufgedeckt haben.

An den Stränden einer Insel vor Mosambik (Ostafrika) beobachteten sie Winkerkrabben, deren Äußeres zunächst wenig Verführerisches hat. Das liegt an den merkwürdigen Stielaugen und den klobigen Scherenhänden.

Doch es geht nicht um Schönheit, wenn die Krabbenweibchen ihre männlichen Nachbarn mit Sex belohnen. Es ist ihre Art der Bezahlung, immer wenn die Männchen sie vor Eindringlingen schützen, beschreiben die Tierforscher im Fachblatt "Biology Letters". Ob es dabei nicht doch eher um den Missbrauch von Schutzbefohlenen geht, wollen wir hier mal beiseite lassen.

Eigentlich wollten die Wissenschaftler nur klären, warum die Weibchen trotz ihrer Mini-Scheren ihr Territorium regelmäßig gegen Männchen verteidigen konnten, die mit riesigen Scheren anrückten.

Außerhalb dieses nuttigen Verhaltens sind die Weibchen aber sehr wählerisch bei der Suche nach ihrem Partner. Mit dem verschwinden sie stets diskret in der Höhle des Auserkorenen, wenn es beide überkommt. Den Belohnungs-Sex mit dem Nachbarn dagegen vollziehen sie quasi-öffentlich am Strand. Ob sie sich das von Touristen abgeguckt haben?

Von anderen Tieren sind ähnlich menschliche Schwächen bekannt. Auch in der Arktis geht es zu wie in der Herbertstraße. Die kurzschnäbeligen Adeliepinguine tun es sogar für eine Handvoll Steinchen. Die brauchen sie, um in der kargen Landschaft ihre Nester bauen zu können. Ist das Kinderzimmer fertig, sind sie wieder treu.

Auch Primaten zahlen für Sex. Bei den Javaneraffen in Indonesien können die Männchen einen Koitus kaufen - für acht Minuten intensive Fellpflege. Dieser "Preis" schnellt auf 16 Minuten hoch, wenn nur wenige Weibchen in der Nähe sind. Angebot und Nachfrage sind also keine Erfindung der Marktwirtschaft.

Wem das alles zu schmuddelig ist, der kann sich wieder unseren lieben Schwänen oder Japans harmlosen Mandschurenkranichen zuwenden. Die gelten als monogam und sind lebenslang einem Partner treu - jedenfalls bis zum Beweis des Gegenteils.