Die McDonald's-freie Zone in Europa wird größer. In Islands Hauptstadt Reykjavik werden die letzten Burger unters Volk gebracht.

Hamburg. Jetzt hat es Island so richtig erwischt. Geografisch schon von Natur aus im Abseits muss sich der stolze Inselstaat bald in einem Atemzug mit Albanien, Armenien und Bosnien-Herzegowina nennen lassen. Denn das sind die Länder, die eines eint: Sie bilden die McDonald's-freie Zone Europas.

In Islands übersichtlicher Hauptstadt Reykjavik (mit halb so viel Einwohnern wie der Bezirk Eimsbüttel) werden die letzten Burger unters Volk gebracht. Spätestens zum Wochenende sind alle drei Filialen der Ami-Imbisskette dicht. "Es ist unfassbar", zitieren Agenturen den Franchise-Betreiber Magnus Ogmundsson. Und sogar Deutschland ist in seine Pleite verwickelt.

Denn damit Big Mac & Co. subkulturell international gleich auftreten, schreibt die Konzernzentrale vor, wo die Zutaten herkommen. Die Order an Island: Die wichtigsten Zutaten (also Verpackung, ach ja: Hack und Käse) müssen aus Deutschland eingeführt werden. Weil Islands Währung in der Finanzkrise drei Viertel des Wertes gegenüber dem Euro eingebüßt hat, müsste der Betreiber laut eigener Aussage "für ein Kilo Zwiebeln aus Deutschland so viel bezahlen wie für eine Flasche guten Whisky".

Das ist bitter in einem Land, in dem es Alkohol nur in Staatsmonopolläden gibt und Biertrinken laut Gesetz erst mit 20 Jahren erlaubt ist. Da wollten die wackeren Isländer nicht auch noch den weltteuersten Big Mac anbieten. Zumal der Burger-Preis den Ruf eines Landes mitbestimmt. Dafür sorgt der "Big-Mac-Index", ein Kriterium für Kaufkraft und Wirtschaftsleistung einer Nation, einst erdacht vom britischen Wirtschaftsblatt "Economist". Danach ist - umgerechnet in Dollar - der Big Mac am teuersten in der Schweiz (5,98 Dollar) und in Norwegen (6,15), am billigsten in Hongkong (1,72 Dollar) und Sri Lanka (1,83).

Vielleicht bleibt Island jetzt nur ein Sonderweg à la Indien, das aus dem Index ausgeschert ist. Dort sind im "Maharaja Mac" aus "kulturellen Gründen" auch heimisches Hühnchen und Janchi-Soße erlaubt.

Auf Island bieten sich Lamm und Fisch als Zutaten an. Tatsächlich plant der Franchisebetrieb in Reykjavik neue Lokale "mit einheimischen Produkten" in den alten Räumen. Wie wär's mit Burgern aus Hangikjöt (geräuchertem Hammel) und Skyr, dem traditionellen Joghurtmix?