Es gibt es eine simple Erklärung für die Tatsache, dass Staus montags immer am längsten - und nach den Ferien am allerlängsten sind.

"Ich fahr dann mal, Schatz!", rief ich noch, als ich gestern Morgen, an einem Montag, dem ersten Tag nach den Ferien, aus der Haustür ins Auto hastete. Ich hätte es besser wissen müssen. Ich hätte wissen müssen, dass das, was vor mir lag, mit "fahren" kaum etwas zu tun haben würde. Richtiger hätte ich gerufen: "Ich stell mich dann mal an, mein Liebling!"

Zehn Kilometer Stau auf der A 7, 14 Kilometer auf der A 1 - die Autobahnen ein einziger Schleichweg. Warum? Die Zahl der Baustellen war nicht sprunghaft angestiegen. Die Zahl der Autofahrer mag höher gewesen sein als an anderen Tagen - nie im Leben aber so viel höher, dass sich die Fahrt- bzw. Standzeit zwangsläufig verdoppeln müsste.

Ein Anruf beim Verkehrspsychologen brachte Klarheit: "Sonntagsfahrer" waren es, die mich an diesem Montag bündelweise Nerven gekostet hatten. Sonntagsfahrer, der Jetlag und Eulen ...

Laut dem Diplom-Psychologen Rüdiger Born, Geschäftsführer des Bundesverbands Niedergelassener Verkehrspsychologen, gibt es eine simple Erklärung für die Tatsache, dass Staus montags immer am längsten - und nach den Ferien am allerlängsten sind.

Born sagt, die Autofahrer seien zum Wochenstart einfach noch zu sehr aus ihrer Routine geworfen. Auf der Straße ist Montag, im Kopf noch Sonntag. Eigentlich gewohnte Pfade müssen neu gelernt, bekannte Straßen neu erfahren werden. Der Schlaf-wach-Rhythmus sei einfach noch nicht auf die Situation eingestellt. Montagmorgen sind wir alle Schläfer - und erst recht am ersten Montag nach den Ferien.

Das sei, sagt Born, wie ein kleiner Jetlag. Besonders natürlich bei den "Eulen". So nennen Chronobiologen jene Menschen, die erst am Nachmittag so richtig bei Sinnen und/oder Kräften sind. (Im Gegensatz zu den "Lerchen", die schon in der Frühe Geistesblitze auszusenden im Stande sind.) Man lehnt sich sicher nicht zu weit aus der Seitenscheibe, wenn man ihnen, den biorhythmischen Eulen, wesentlichen Anteil an der frühen Kfz-Polonaise zuschreibt.

Die Verkehrsleitzentrale der Polizei befürchtet übrigens, dass die Morgenstaulage sich in den kommenden zwei Wochen nur unwesentlich verbessern werde. Der gewiss richtige, für "Eulen" aber wenig hilfreiche Rat der Beamten: "Fahren Sie mit Bus und Bahn - oder einfach eine halbe Stunde früher los!"