Auf einer Kreuzfahrt durchs Mittelmeer, jetzt, im Oktober 2009, sollte die MS “Europa“ auch nach Libyen, nach Tripolis.

Als die Türken, also die Muselmanen, gerade eben erst vor Wien gestanden hatten, bevor sie Prinz Eugen verscheuchte, schrieb Mozart seine 1782 uraufgeführte Türkenoper "Die Entführung aus dem Serail". Da versucht ein christlicher Prinz Belmonte seine in das Serail (also Harem) verschleppte Verlobte Constanze zu befreien. Um listig vorzugehen, arbeiten seine Helfer mit Alkohol, mit Wein. Sie überreden den Haremswächter Osmin zu einem Schlückchen, sodass der prompt im Rausch ein Loblied auf den Weingott Bacchus anstimmt.

Die Befreiung missglückt trotzdem. Constanze wird nur durch die großzügige Toleranz des mohammedanischen Herrschers Selim Bassa zur Freiheit begnadigt - obwohl der sie doch liebt. So großzügig konnte der Islam damals sein.

Kürzlich hat die Schweiz den Sohn des libyschen Führers Gaddafi vorübergehend, aber mit guten Gründen, verhaftet. Daraufhin hat der Diktator zwei Schweizer Geschäftsleute entführt. Sie sind bis heute Geiseln, an einen unbekannten Ort in Libyen verschleppt.

Auf einer Kreuzfahrt durchs Mittelmeer, jetzt, im Oktober 2009, sollte die MS "Europa" auch nach Libyen, nach Tripolis. Um eine Stätte des Weltkulturerbes zu besuchen. Die Behörden ordneten zunächst an, dass alle Passagiere und Besatzungsmitglieder ihre Körpertemperatur messen lassen mussten, bevor sie an Land dürften. Dies ist kein Problem und nur eine geringe Schikane. Man schreitet an einer Kamera vorbei, die auf Temperaturen von mehr als 37 Grad reagiert. Man kann es auch als Vorsichtsmaßnahme gegen die Schweinegrippe sehen. Aber keiner war krank. Jedenfalls nicht fiebrig. Die Passagiere, die den Ausflug zum Weltkulturerbe machen wollten, durften von Bord. Eine Gruppe Schweizer, die an Bord war, verzichtete ohnehin in weiser Voraussicht auf diesen Landgang. So blieb die Hälfte der Passagiere an Bord, wo libysche Zöllner patrouillierten, solange das Schiff vor Anker lag.

Die libyschen Behörden hatten die Auflage gemacht, alle alkoholischen Getränke wegzuschließen. Bier wie Wein, Likör wie Sekt. Entgegen dem internationalen Seerecht. Grund: Man wollte die Zöllner keiner alkoholischen Versuchung aussetzen. Wie Osmin bei Mozart. Wir Europäer saßen also bei Wasser und Cola beim Essen. Trinken im Mittelmeer. Wie in Beugehaft.

Wahrscheinlich deshalb legte die MS "Europa" eine Stunde früher in Tripolis ab. Auf die alkoholische Freiheit der Meere. Sofort habe ich, ein Weinglas in der Hand, Mozarts Osmin-Arie angestimmt: "Vivat Bacchus! Bacchus lebe! Bacchus ist ein guter Mann!"