Bundestag schickt mehr als 100 EU-Dokumente zurück - wegen schlampiger Übersetzung

Mit Gesetzestexten oder Schriftstücken aus der Verwaltung ist es oft wie mit Gebrauchsanweisungen. Der Laie hat es ausgesprochen schwer, sie zu verstehen. Manchmal auch der Profi. Vor allem dann, wenn die Dolmetscherdienste von Suchmaschinen in Anspruch genommen wurden. "Setzen Sie das Stereo in Kopfphon Wagenwinde ein, die Macht ist an, sonst ist die Macht ab", kann es schon mal im Beipackzettel eines Kopfhörers für Laptops heißen.

Mit ganz ähnlichen Problemen haben unsere Volksvertreter im Bundestag zu kämpfen, wenn Post aus Brüssel ins Haus flattert - was ja bekanntlich ziemlich oft vorkommt. Mehr als hundertmal gingen in dieser Legislaturperiode bereits EU-Vorlagen unbearbeitet zurück zum Absender, weil die Übersetzungen zu schlecht waren, berichtete die "Saarbrücker Zeitung". Der größte Kauderwelsch-Alarm herrschte demnach bei Innen-, Finanz-, Haushalts-, Wirtschafts- und Verteidigungsausschuss. Zunehmend fehlten auch deutsche Fassungen von Dokumenten, die für die Bewältigung der Schuldenkrise wichtig sind, ganz.

Vielleicht sollen wir ja gar nicht wissen, was wir alles an den "Club-Med" noch überweisen müssen - und sollten deshalb lieber einen Rettungsschirm für die eurokratische Übersetzergilde aufspannen. Die muss stets wachsende Papierberge kreuz und quer in 23 Amtssprachen übersetzen, ist zwar hoch qualifiziert, aber chronisch unterbesetzt.

Dabei kann ihr Tun nicht nur über das Schicksal von Glühbirnen und Gurkenkrümmungswinkel entscheiden, sondern auch über Krieg und Frieden. Als vor drei Jahren der damalige Ratspräsident, Tschechiens Regierungschef Mirek Topolanek, über die amerikanische Anti-Krisen-Politik sprach, sagte er, die USA würden in der Krise mit Aktienverkäufen Geld verdienen. Aktien heißen im Tschechischen Bondy (Bonds), der Übersetzer ins Englische verstand aber Bomby (Bomben), was er dann selbstständig in Waffen umwandelte - und alle anderen Dolmetscher übernahmen seine Interpretation. Gerade noch mal gut gegangen.