Mörder im Netz - nach dem “Tatort“ sollten ARD-Zuschauer im Internet auf Tätersuche gehen

Sonntag, 21.45 Uhr. Gerade wurde Kommissarin Lena Odenthal im Pfälzer Wald aus der Gewalt von fünf Jugendlichen befreit, die zuvor ihren Heimleiter getötet hatten - der "Tatort" ist zu Ende, 8,37 Millionen Zuschauer sind mehr oder weniger zufrieden. Doch für ein paar Zehntausend ist der Fall noch lange nicht abgeschlossen. Sie ermitteln nach Ende der Sendung weiter. Im Internet. In einem Computerspiel, das der Südwestrundfunk online gestellt hat. Sie wollen herausfinden: Welcher der Flüchtigen war der Mörder von Bernd Watzlawick und wie ist der ums Leben gekommen?

"Tatort+" heißt das Format, mit dem die ARD den Sonntagskrimi "Der Wald steht schwarz und schweiget"im Internet weiterspinnt. Gemeinsam soll ermittelt werden, im Spiel, aufFacebook, mit Twitter. Und das geht erst einmal richtig schief: Das Spiel ist nicht erreichbar, die Server sind wegen des Andrangs überlastet. Schnell machen Witze die Runde: "Das Internet steht schwarz und schweiget", schreibt einer, eine andere "nächste Woche im 'Tatort': Wer hat den IT-Chef des SWR mit dem Server erschlagen?". Doch dann läuft es.

Und als das Spiel endlich läuft, zeigt sich schnell: Der SWR hatte eine gute Idee, und er hat sie gut umgesetzt. Die Spieler untersuchen DNA-Spuren, finden ein kompromittierendes Video, lernen neue Personen kennen, verhören die Verdächtigen, tauchen immer tiefer ein in ein Netz aus Liebschaften und verletzten Seelen. Währenddessen wird Twitter zum Ermittlungshelfer. Das "Tatort"-Spiel selbst ist dabei leicht zu bedienen, jeder kann das spielen - und es macht einen diebischen Spaß, selbst zu ermitteln.

Ist der Fall gelöst, bleibt als Fazit: "Tatort+" ist ein Erfolg. Er ist sogar besser als die Sendung. Hoffentlich wird die ARD zum Wiederholungstäter und setzt das Experiment fort. Es hat doch jeder eine zweite Chance verdient.

Selbst ermitteln? Bis 20. Mai unter www.daserste.de/tatort . Der "Tatort" ist in der ARD-Mediathek und aufYouTube komplett zu sehen.