Kein Licht rein und kein Rauch raus - eine Narrengeschichte vom BER, der uns aufgebunden wird

Die wenigsten, sogar unter uns Älteren, werden sich noch an die blamable Katastrophe bei der Eröffnung des neuen Rathauses von Schilda erinnern. Ein rotes (Backstein-)Rathaus. Das muss um 1605 gewesen sein, da sollte es mit Pomp und Glanz vom Bürgermeister Wowereith, dem älteren, eingeweiht werden. Und dann standen die Honoratioren und Gäste aus anderen Ländern und anderen Sitten, nachdem das Stadtoberhaupt das Band zum Eingang mit güldener Schere zerschnitten hatte, tapsend im Dunkeln und stießen sich die Hüte von den Köpfen, während sie gegen unsichtbare Wände anrannten.

"Mehr Licht!", schrie der greise Stadtschreiber, aber es gab kein Licht, da keine Fenster in dem aufwendigen Neubau eingebaut waren. Kein Licht konnte rein, kein Rauch raus! Um Licht in das Rathausdunkel zu bringen, sollen die eifrigen Schildbürger in Holzzubern und Weidenkörben, da draußen die helle Sonne mehr als freundlich schien, das Sonnenlicht in das Haus getragen und dort ausgeschüttet haben und seien dann wieder ins Helle gestürzt, hatten wieder Licht in die geleerten Gefäße gefüllt, und so fort und so weiter. Solarenergie in Kübeln. Aber es wurde und wurde nicht hell und auch nicht warm.

Man mag bei dieser Geschichte aus der guten alten Narrenzeit an die Eröffnung des BERliner neuen Flughafens denken, wo auch manches vergessen wurde. Zum Beispiel Lücken für den Rauchabzug und Brandschutz überhaupt. Man kann aber auch denken, dass es sich um eine Energiekatastrophe nach einer radikalen Energiewende gehandelt habe, in Schilda.

Im letzten Winter, so war jetzt zu lesen, sind wir mit Mühe und Not an einer katastrophalen Energieknappheit, mit abgeschalteter Wärme und Licht vorbeigeschrammt. Hätte es Windstille und noch mehr graue, sonnenlose Tage gegeben, hätten wir versuchen müssen, die Sonnenenergie in Kübeln und Körben aus den Speichern herbeizutragen. So aber lieferten uns noch angeschaltete Alt-Atomkraftwerke das Fehlende. Aber der nächste Winter kommt bestimmt. Und wenn er länger dauert und grau und windstill ist, dann ist hier überall Schilda. Oder BERlin.

Hellmuth Karasek schreibt jeden Sonnabend im Hamburger Abendblatt