Die Apokalypse fiel aus. Ein Rechenfehler, sagt ihr Verkünder. Nun müssen wir bis Oktober warten.

Es bleibt einem doch nichts erspart. Auch in diesem Jahr dürfen wir die geliebte Steuererklärung ausfüllen, und garantiert versagen wieder wochenlang alle ICE-Lüftungen. Andererseits: In fünf Monaten hat das ganze Elend ein Ende, dann soll die Welt zerstört werden. Vorausgesetzt allerdings, Gott ist am 21. Oktober pünktlicher als an diesem Wochenende. Die Himmelfahrt, die uns ein, freundlich ausgedrückt, einfallsreicher US-Laienprediger und Spendensammler namens Harold Camping als Auftakt zum großen Adieu für den 21. Mai 2011 versprochen hatte, die fiel aus. Zumindest bis zum gestrigen Redaktionsschluss und trotz der Wahlen in Bremen. Keine Monster-Erdbeben, keine Katastrophen im Minutentakt. Und im Fernsehen gab's am Sonnabend auch nur Mist und Fußball. Von wegen "Apokalypse now", "Armageddon" - die Version ohne Bruce Willis - bleibt weiterhin frommer Albtraum. Auch in dieser Woche geht's wieder brav ins Büro. Für manche kein echter Weltuntergang, für viele aber fast.

Dabei klang Campings Doomsday-Formel so bestechend, so klar, so logisch: "Sühne mal Vollständigkeit mal Himmel zum Quadrat". Seine Auto-Werbeaufkleber mit dem Gütesiegel "Von der Bibel garantiert!" kann er nun, bis zum nächsten Mal, wieder einpacken. Dass Camping, dem Gutgläubige regelmäßig Millionen von Dollar hinterherwerfen, sich bei seinen Zahlenspielereien schon vor ein paar Jahren heftig verhauen hat, als er den 6. September 1994 errechnete, hätte uns allerdings stutzig machen müssen.

Aber warum mit Realismus an die Sache herangehen, wenn es ohne viel mehr Spaß macht? An der Tür von Campings Selbstvermarktungszentrale in Kalifornien wurde ein Schild entdeckt "Geschlossen". Das Ende der Welt errechnen kann Camping nicht. Aber Humor, den hat er.