Der Mann, der im Strampelanzug die Welt rettet, will kein Amerikaner mehr sein

Erwachsene Männer, die sich für einen blauen Strampelanzug mit darübergezogener roter Unterhose als Berufsbekleidung entscheiden, dürften bei der Verfolgung einer internationalen Karriere auf gewisse Vorbehalte stoßen. Es gibt eine Ausnahme: den amerikanischen Teilzeitjournalisten Clark Kent, der sich gern in Telefonzellen umkleidet, um die Welt retten zu können. Dass er Superman ist, wissen alle, nur seine etwas begriffsstutzige Freundin Lois lange nicht. Ihr gestand er es erst nach der Hochzeit, der Feigling. Sie wird nicht die letzte Frau sein, die ihren Mann erst hinterher richtig kennenlernt. Superman ist so amerikanisch wie dünnes Bier, er macht eine bella figura wie unser KT Guttenberg in seiner besten Vorplagiatsära.

Die jüngste Ausgabe des Comics jedoch lässt US-Patrioten vor Wut in ihre gestreiften Fahnen beißen. In der Kurzgeschichte "The Incident" (Der Vorfall) erklärt Superman nämlich, dass er vor der Uno seine amerikanische Staatsbürgerschaft ablegen will. Hintergrund: Der Blaumann hatte in Teheran eine Demo von Regimegegnern unterstützt; und die Mullahs murren nun etwas von einem Akt des Krieges. Der nationale Sicherheitsberater des US-Präsidenten ist deswegen sauer - und Superman hat die Nase voll davon, dass man ihn immer gleich als Handlanger amerikanischer Politik betrachtet. Sein altes Motto "Wahrheit, Gerechtigkeit und der American Way" reiche heute nicht mehr, knurrt er in sein Cape. "Die Welt ist zu klein. Zu sehr vernetzt." Im Klartext: Jemand muss mal auch außerhalb von Metropolis für Ordnung sorgen. Ohnehin hat der blau-rote Strampelmann einen massiven Migrationshintergrund: Er ist zwar in Kansas aufgewachsen, wo man sonntags schon sehen kann, wer Freitag zu Besuch kommt, stammt aber vom Planeten Krypton.

Die vaterlandslose Globalisierung von Superman hat Konservative auf die Palme gebracht. Dabei sollen sie froh sein, dass er so lange in Amerikas Namen um die Welt geflogen ist und Gutes getan hat. Wen haben wir denn für so etwas? Eben - Guido Westerwelle.