Psychologen behaupten: Nichts freut Senioren mehr als schlechte Nachrichten über die Jugend.

Keiner hat die Generation 60 plus schöner belogen als Udo Jürgens, der ernsthaft behauptete, mit 66 Jahren fange das Leben an. Geburtsmediziner haben inzwischen zwar nachgewiesen, dass sich Herr Jürgens ungefähr um 65 Jahre verrechnet hat. Aber Horden von schlagertexthörigen Jugendlichen haderten seither mit ihrer späten Geburt, verfluchten ihren freudlosen Alltag und zauderten sich ins Rentenalter, nur um mit 66 festzustellen, dass der Golfklub Teneriffa auch nicht der Nabel der Welt ist.

Vielleicht ist es diese bittere Erkenntnis über den Teufelskreis des Lebens, die Rentner mitnichten altersmilde, gelassen und nachsichtig werden lässt, sondern spöttisch und höhnisch, wie jetzt Wissenschaftler der Zeppelin-Universität Friedrichshafen mit Kollegen der Ohio State University herausgefunden haben. Das Fachmagazin "Psychologie heute" berichtet, dass Pensionäre einen Großteil ihres Selbstbewusstseins aus Fehltritten der verblendeten Jugend ziehen.

Demnach ließen negative Berichte über die Sturm-und-Drang-Generation das Ego älterer Probanden anschwellen wie Luftballons. Mit Schadenfreude und Genugtuung verfolgten sie Pleiten, Pech und Pannen der stümperhaften Jugend. Oma, Opa und Udo Jürgens haben es jetzt schwarz auf weiß: Mit 66 Jahren, da fängt das Lästern an.

Und trotzdem ist angesichts dieser Analyse ein schamerfülltes schlechtes Gewissen der Altvorderen unangebracht. Eine weitere Studie der York University im kanadischen Toronto legt nämlich nahe, dass altersbedingte Griesgrämigkeit und unsympathische Wesenszüge als Indizien für außergewöhnlich hohe Intelligenz gelten. Insofern zeugen gelebtes Stinkstiefeltum und muffige Übellaunigkeit von einem bravourös vitalen Hirn.

Folglich wurden Senioren, die sich unter Stockdrohen einen Sitzplatz im Bus erpöbelten, jahrelang verkannt. Es handelt sich um selbstbewusste Spitzendenker, die der unvollkommenen Jugend subtil beim Reifungsprozess helfen. Ganz schön smart, diese Alten.