Wenn Busen beben

Warum spuckt ein Vulkan, warum ist die Erde unter Wasser auch noch leckgeschlagen, warum haben Männer Brustwarzen? Die großen Fragen schreien nach einfachen Erklärungen.

Meine Theorie ist, dass Männer Brustwarzen haben als Orientierungshilfe, um sich auch noch im Vollrausch an ihrem Körper rasch vergegenwärtigen zu können: Da ist vorne, da ist hinten. Denn Männer sind leicht abzulenken: vom rechten Maß, vom rechten Weg und von der Augenhöhe, sobald ihnen eine attraktive Frau gegenübersteht.

Ein iranischer Prediger hatte kürzlich erklärt, dass "Frauen, die sich freizügig kleiden, junge Männer von ihrem Weg abbringen, ihre Keuschheit korrumpieren und Unzucht in der Gesellschaft verbreiten, was die Gefahr von Erdbeben erhöht". Könnte es sein, dass just das, was wir postmodernen Zyniker als das Aufbrechen von verkrusteten Denkstrukturen betrachten, in Wirklichkeit die Erdkruste aufbrechen lässt? Wie eng hängen eng anliegende T-Shirt-Erotik und die Tektonik von Mutter Erde zusammen?

So eine Hypothese muss man doch experimentell prüfen. Und genau dies tat die 22 Jahre alte Studentin Jen McCreight von der Purdue-Universität. Sie forderte via Internet Frauen auf, die übernatürliche Kraft ihrer Brüste zu testen. Flugs kamen 150 000 Freiwillige zusammen, die kollektiv aus ihren Kollektionen das Offenherzigste heraussuchten und am "Boobquake Day" aus dem US-Bundesstaat Indiana heraus die Erde erschüttern wollten. Und tatsächlich bebte just an diesem Tag der Boden. Allerdings auf der anderen Seite der Kugel, in Taiwan, immerhin mit Stärke 6,9.

Ein durchschlagender Erfolg für den Fundamentalismus oder die Seismologie? Sollte es Zufall gewesen sein, so wie an den anderen 120 Tagen des Jahres, an denen solche Beben registriert werden? Überirdische Entrüstung oder ein unbedeutsames Wackeln "made in Taiwan"? Wer hat jetzt gewonnen: BH- oder Bedenkenträger, Freizügigkeit oder Frömmigkeit, Brust oder Keule?

Unstrittig war bislang, dass es eine Anziehungskraft von der Erde auf die Brüste gibt, aber womöglich ist dies wie die meisten Dinge im Leben ja eine Wechselwirkung, vor deren Komplexität wir uns nur in Demut verneigen können. Weitere Untersuchungen sind notwendig.

Ich fürchte nur: Beide Seiten sehen sich jetzt schon als Gewinner. Kausalität und Korrelation, Konfektion und Konfession sind schwer auseinanderzuhalten, wie bei dem Mann, der durch die Straßen läuft und dabei immer wieder in die Hände klatscht. Gefragt, warum er das tue, antwortete er: "Ich vertreibe die Elefanten." "Aber hier gibt es doch gar keine Elefanten." "Da sehen Sie - es wirkt!"