Sprachlicher Kontakt kann die körperliche Nähe ersetzen, fanden US-Wissenschaftler heraus

E.T., dieses ohnehin bemitleidenswerte Geschöpf, muss außerirdisch gestresst gewesen sein. Schließlich hat er seine amerikanische Gastfamilie damit genervt, dass er "nach Hause telefonieren" wolle. Warum bloß? Ja, weil Mamas Stimme so tröstlich ist wie eine Umarmung. Ein Anruf zu Hause - und schon ist wieder alles in Mutter!

"Mamma mia", möchte man den Forschern der amerikanischen Universität Wisconsin zurufen. Denn sie haben jetzt endlich den wissenschaftlichen Appendix zum Verhalten eines gewissen Heintje geliefert, der jahrelang von jeder ihm auch nur annähernd verfügbaren Bühne nach "Mama" brüllte: Bei einem Kind wird nämlich sofort das "Kuschelhormon" Oxytocin ausgeschüttet, sobald es nur mit seiner Mutter spricht. Für manches erwachsene Kind beruhigend: Eine telefonische Verbindung zu den Erziehungsberechtigten tut's also auch.

Sprachlicher Kontakt könne in zwischenmenschlichen Beziehungen "eine brauchbare Alternative" zu körperlichem Kontakt sein, schreiben die Wissenschaftler in der Fachzeitschrift "Proceeding of the Royal Society B". Viel Glück übrigens bei dem Versuch, diese theoretische Erkenntnis in die Praxis Ihrer Partnerschaft zu retten! Für alle mit etwas längerer Leitung: Nein, das soll auch kein Aufruf zu einer Telefon-Nummer mit dem Liebsten sein. Untersucht wurden für das Experiment schließlich Mütter und Töchter. Die Forscher hatten für ihren Versuch Mädchen im Alter zwischen sieben und zwölf Jahren heftig unter Stress gesetzt. Wie man den auslöst, ist einigermaßen berechenbar: Man lässt die Schülerinnen einfach(e) Matheaufgaben knacken - und zwar vor Publikum.

Bei allen Mädchen, die nach dieser Prüfung mit ihrer Mutter telefoniert hatten, ging der Wert des Stresshormons Cortisol schneller zurück als bei denen, die sich zur Entspannung einen Film angeschaut hatten. Dieses Ergebnis führt selbstverständlich auch die Küchenpsychologie in ungeahnte Tiefen:

So hat Kelly Osbourne, Tochter des Heavy-Metal-Gurus Ozzy, just einer Klatschpostille verraten, dass sie ihre Mutter Sharon wenigstens 20-mal am Tag anrufe. Die Diagnose liegt jetzt auf der Hand: Die Kleine muss ein nervliches Wrack sein! Dazu wird der eine oder andere in der eigenen Wahrnehmung allerdings erst, wenn er die Mutter an der Strippe hat. Und diese binnen einer Minute viermal fragt, ob man ausreichend Obst und Gemüse esse, warme Füße habe, eine Mütze aufsetze und in der Nacht auch wirklich immer ein Taxi nehme.

Jetzt wissen wir: Natürlich kann ein Telefonat mit Mama auf die Nerven gehen. Aber auf eine ganz gesunde, herrlich beruhigende Weise.