... wird man irgendwann erwachsen. Es sei denn, man lebt seit 18 Jahren nur am Vorabend beim Fernsehsender RTL.

Der russische Feldmarschall Grigori Potemkin war schon ein findiger Fürst: Als sich Zarin Katharina II. 1787 zum Besuch auf der Krim ansagte, ließ Potemkin der Sage nach die triste Gegend mittels eiligst zusammengezimmerter Kulissendörfer aufhübschen. Blühende Landschaften.

Diese potemkinschen Dörfer wurden zum Sinnbild für alles, was oberflächlich fein herausgeputzt erscheint, unter der Oberfläche aber Substanz vermissen lässt. Mittlerweile gibt es für dieses Sinnbild auch eine Abkürzung: Nein, nicht Bohlens "DSDS", sondern "GZSZ". Das ist die Fernsehserie "Gute Zeiten, schlechte Zeiten", die heute mit Folge 4489 ihren 18. Geburtstag feiert.

1992 meinten die Macher von RTL, dass eine wöchentliche Portion Seifenoper, sprich die ARD-"Lindenstraße", nicht genug ist, und begannen in der Berliner Oberlandstraße und drei Jahre später in den Babelsberger Filmstudios damit, potemkinsche Fernsehdörfer mit Leben zu füllen. Seitdem flimmern montags bis freitags gute und schlechte Geschichten über Liebe, Sex und Tätlichkeiten, Straßenverkehrsunfälle mit Hunden und Geschlechtsverkehrsunfälle - Gott sei Dank ohne Hunde - über den Bildschirm. Um die Jahrtausendwende sahen in der Spitze bis zu sieben Millionen "GZSZ"-Fans zu, mittlerweile sind noch vier Millionen Unentwegte dabei.

Geunkt wurde oft genug über das seichte tägliche Niveaulimbo, dabei ist "Gute Zeiten, schlechte Zeiten" echtes Gehirnjogging. Wie sonst soll man den Überblick behalten über 232 Hauptakteure, 3826 Nebendarsteller und 42 000 Komparsen, die bisher verschlissen wurden? Erschwerend kommt hinzu, dass kaum erkennbar ist, wer Hauptdarsteller ist und wer Statist.

Genau genommen fielen nur die ins Popmusikfach gewechselten Yvonne Catterfeld, Jeanette Biedermann und Oliver "Oli P." Petszokat einer breiteren Öffentlichkeit auf. Und natürlich Alexandra Neldel, die von 1996 bis 1999 im "GZSZ"-Ensemble mitwirkte, von 2005 an in der täglichen Seifenlauge "Verliebt in Berlin" brillierte und 2008 für ihre Rolle in der Krimiserie "Unschuldig" den Bayerischen Fernsehpreis bekam. Das ist doch was.

Obwohl: Einer der Nebendarsteller, der in den knapp drei Millionen bislang gedruckten Drehbuchseiten vermerkt ist, hat es sogar zum viel beachteten Weltstar gebracht.

1998 tauchte er in "GZSZ"-Folge 1500 auf und wurde anschließend Bundeskanzler und später sogar potemkinscher Gazprom-Lobbyist: Gerhard Schröder.