Auf diese Idee muss man erstmal kommen: Dänemarks Hauptstadt lockt Kunden jetzt mit “Liebessitzen“ in die öffentlichen Verkehrsmittel.

Abgefahrene Idee! Die Kopenhagener Verkehrsbetriebe bringen ihre Fahrgäste jetzt nicht mehr nur vom Tivoli zum Schloss Christiansborg, sondern auch zusammen. Denn auf den fünf Linien der dänischen Hauptstadt gibt es von nun an in jedem der insgesamt 103 Busse zwei heiße Stühle, die sogenannten Liebessitze.

Ob man richtig sitzt, erkennt man am roten Polster. "Wir können natürlich nicht garantieren, dass man dort auf den idealen Menschen trifft", bewirbt Sprecher Martin Wex diese Busladung Liebe. Aber es bestehe doch zumindest die Chance, "ein bisschen mehr zu lächeln und vielleicht ein Herz zu gewinnen".

Na, das ist mal eine neue Variante des Speed-Datings - zumal die Busse nicht so schnell unterwegs sind. Es kommt auch mal zu Verspätungen, Liebe auf den dritten Halt ist also durchaus denkbar. Womöglich hat Diana Ross diesen Modellversuch schon Mitte der 60er-Jahre vorausgesehen, als sie mit den Supremes die passende Hymne lieferte: "Stop - in the name of love."

Nun kann der Liebessitz leider auch leicht zum Schleudersitz werden. Wenn man sich dort niederlässt und dabei vom Lebensabschnittspartner beobachtet wird. Oder stellen Sie sich vor, Sie nehmen als unwissender Tourist Platz und werden plötzlich ganz charmant von der Seite angemacht. Dann können Sie es entweder mit Shakespeare halten ("Es ist etwas faul im Staate Dänemark") oder Otto Waalkes glauben ("Dänen lügen nicht").

Nun ist es natürlich so, dass die Kopenhagener Verkehrsbetriebe in erster Linie das Interesse am öffentlichen Verkehr wecken wollen. "Vielleicht lässt mancher das Auto stehen", hofft der Sprecher. Sind die Liebessitze also auch ein Modell für Hamburgs Busse?

Ja, finden laut einer Umfrage von abendblatt.de 72 Prozent der Befragten. Aber warum bloß? Man ist doch in der Hansestadt schon viel weiter, setzt sogar auf Körperkontakt. In den Bussen der Linie 5 stehen Menschen einander jedenfalls näher, als sie je wollten.

Vielleicht sollten wir also lieber einen anderen dänischen Verkehrsknaller adaptieren: In den S-Bahnen gibt es dort nämlich "Schweige-Coupés", in denen man endlich seine Ruhe hat.

Verlieben lässt es sich dort auch. Ein Blick sagt schließlich manchmal mehr als 1000 Worte. Und viel mehr als ein "Bus-si" auf dem Liebessitz.