Es war still in der Redaktion am 22. September 2006. Sehr still. Genau genommen gab es überhaupt nur ein Geräusch: das Klacken meiner Computertastatur, auf die ich kurz vor Mitternacht einhackte, am zweiten Tag des ersten Reeperbahn Festivals. Eine „Erfüllung der Träume vieler Musikfans“ hatten die Veranstalter versprochen, und so waren gleich mehrere Kollegen – euphorisch bis in die Haarspitzen – in die Clubs abgetaucht, um zu berichten. Einer allerdings musste bis zum frühen Morgen im Büro bleiben, um das mehrseitige Abendblatt-Special zu produzieren, das täglich an die Festivalbesucher verteilt wurde. Und dieser eine war ich.

    Klar, ich verpasste die Auftritte von Tocotronic und Blumfeld, von Deichkind und Nils Wülker, trotzdem fühlte ich mich bei all den im Minutentakt eingehenden Anrufen und E-Mails so, als sei ich mittendrin. Dass ich nebenbei in meinen Geburtstag reinfeierte, ganz allein mit einer Flasche Astra aus dem Redaktionskühlschrank: egal. Hier wurde Musikgeschichte geschrieben! Was wir damals nicht wussten: Das Festival-Debüt wäre um ein Haar auch das Finale gewesen. Zu wenig Besucher, ein Minus von 380.000 Euro. Es sah nicht gut aus. Unsere Beilage hingegen schon. Heute ist die längst ein Sammlerstück, und das Reeperbahn Festival doch noch eine Erfolgsgeschichte geworden.