Hamburg will Stadt der Wissenschaft werden. Ein neues Museum soll diesen Anspruch unterstreichen. Doch die Meinungen, wie ein Schaufenster der Wissenschaft aussehen sollte, gehen auseinander

    Schon Loki Schmidt kämpfte vergeblich dafür – doch nun bietet sich die vielleicht einmalige Chance, ein neues Hamburger Naturkundemuseum zu errichten: Mit dieser Botschaft traten Hamburgs Zweite Bürgermeisterin und Wissenschaftsenatorin Katharina Fegebank (Grüne), Universitätspräsident Dieter Lenzen und Unternehmer und Stifter Michael Otto am Montag in der City demonstrativ gemeinsam vor die Presse. Dann folgte eine von Otto ausgerichtete Diskussion mit etwa 50 Gästen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, unter ihnen Flughafenchef Michael Eggenschwiler, Umwelt-Staatssekretär Jochen Flasbarth und Matthias Kleiner, Präsident der Leibniz-Gemeinschaft.

    Zwar blieb auch am Montag offen, wo ein neues Naturkundemuseum entstehen könnte und in welcher Größe, was das Gebäude kosten und wer es bezahlen würde. Aber die Zusammenkunft sollte wohl vor allem zeigen, dass der Senat, die Universität und ein großer Hamburger Stifter in dieser Sache erstmals an einem Strang ziehen. Dass sie dabei auch auf die Pläne für ein Science Center angesprochen wurden, dessen Unterstützer am Montag zeitgleich in der HafenCity auftraten, kratzte an der guten Laune, die Fegebank, Lenzen und Otto verbreiten wollten – dazu später mehr.

    Zunächst erklärte Otto, er sei sehr froh, dass die Stadt endlich eine „seit Jahrzehnten bestehende Lücke in der Hamburger Museumslandschaft“ schließen wolle. Damit bezog er sich auf den vor Kurzem vom Senat gestellten Antrag bei der Leibniz-Gemeinschaft, das Cen­trum für Naturkunde (CeNak) der Universität Hamburg in den renommierten Forschungsverbund aufzunehmen. Bei einem Erfolg würde der Bund einen Großteil der Betriebskosten für ein neues Forschungsmuseum in Hamburg übernehmen. Unter dessen Dach ließen sich die an drei Standorten verteilten Sammlungen der Zoologie, Geologie und Mineralogie wieder zusammenführen. Ob der Leibniz-Antrag angenommen wird und dann eine Begutachtung folgt, entscheidet ein Ausschuss der Wissenschaftskonferenz von Bund und Ländern (GWK) am 25. oder 26. September.

    Es bestehe „dringender Handlungsbedarf“, sagte Otto. „Die aktuelle Unterbringung ist überhaupt nicht geeignet, um die Qualität der Sammlungen zu erhalten.“ Der Unternehmer hatte bereits vor fünf Jahren eine Machbarkeitsstudie zu einem neuen Naturkundemuseum erstellen lassen – zu einem Bekenntnis für ein neues Naturkundemuseum mit Hamburgs früherem Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) kam es jedoch nicht.

    Nun aber sei die Zeit reif, sagte Katharina Fegebank: „So weit waren wir noch nie.“ Sie betonte, dass Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) den Leibniz-Antrag nachdrücklich unterstütze, und sie sprach von einem „sehr engen Schulterschluss“ mit Otto und Lenzen. Letzterer sprach von einer „denkbar guten Gelegenheit“, den Hamburgern wieder eine zentrale Einrichtung als Schaufenster der naturkundlichen Forschung zu bieten und damit auch Touristen anzuziehen. „Es ist aber noch längst nicht alles in Butter“, sagte er. Auch Fegebank betonte in Gegenwart von Leibniz-Präsident Matthias Kleiner, der Antrag bei Leibniz sei „keinesfalls ein Selbstläufer“ – was Kleiner bestätigte, als er von der „Strenge der Ansprüche“ und einer „sehr anspruchsvollen Begutachtung“ sprach. Auf Nachfrage erläuterte er, um Bundesmittel für ein Forschungsmuseum zu erhalten, reiche eine vage Absichtserklärung des Antragstellers nicht aus.

    Vage sei Hamburg nicht geblieben, sagte Fegebank. Vielmehr habe sich der Senat verpflichtet, einen „hochkarätigen Ausstellungsraum“ für die naturkundlichen Sammlungen der Universität zu schaffen. Ob das ein neues Gebäude sein wird, ein umgebautes Haus oder ein Teil davon, welche Kosten die Stadt übernehmen würde und ob dann auch Mäzene einspringen müssten, darauf wollte sich Fegebank nicht festlegen.

    Michael Otto erklärte, zunächst sei unter anderem eine genaue Berechnung der Kosten für ein neues Naturkundemuseum nötig, ehe er sich zu einem finanziellen Beitrag äußern könne.

    Einst besaß Hamburg ein Naturkundemuseum. Es befand sich am Steintorwall nahe dem Hauptbahnhof. Im Zweiten Weltkrieg wurde es zerstört. Heute steht an seiner Stelle ein Elektrogroßmarkt.

    Zur selben Zeit wie Fegebank, Lenzen und Otto präsentierte Frank Böttcher in der HafenCity Universität bei der Veranstaltung „Wetter Wasser Waterkant“ die Idee eines modernen Wissenschaftshauses, das ein Naturkundemuseum, ein Science Center und eine Klimaschau unter einem Dach vereinen soll. Wie berichtet, hat sich eine Initiative aus verschiedenen Hochschulen, Verbänden und Unternehmen für ein solches Haus am Baakenhöft starkgemacht. Die Initiatoren haben nicht nur einen architektonischen Entwurf vorgelegt, sondern erwarten auch, ohne Betriebskostenzuschüsse wirtschaften zu können. Ab 400.000 Besucher soll es operativ ohne Verluste arbeiten. Das Neue an dem Konzept ist die Kombination einer Erlebnis- und Entdeckerwelt.

    „Damit könnten wir eine strategische Lücke in der Stadt schließen“, sagte Böttcher. „Hätte Hamburg immer nur das gemacht, was es kann, es wäre das geblieben, was es schon war.“ Auch von anderen Mitwirkenden der Veranstaltung gab es Rückenwind für den Vorstoß. „Ich halte das für eine sehr gute Idee“, sagte Walter Pelka, der Präsident der HafenCity Universität. „Eine Erweiterung der HCU ist dringend notwendig. Wir unterstützen sehr die Idee eines gemeinsamen Gebäudes aus HCU-Erweiterung, Science Center und wenn möglich auch dem Naturkundemuseum.“ Im Kontext von Forschung und Lehre und der Entwicklung der Stadt lohne es sich, die Dinge gemeinsam zu denken. Auch Thomas Netzel, Vizepräsident der HAW Hamburg stellte sich hinter das Konzept. „So eine Zusammenarbeit der Hochschulen hat es bislang nicht gegeben. Die Chancen sind jetzt günstig.“

    Der Naturschutzbund Nabu lobt das Science Center als „spannendes Projekt“. Es sei nicht nur architektonisch und baulich innovativ, sondern könne dazu beitragen, gerade junge Menschen für die großen Herausforderungen unserer Zeit zu sensibilisieren und für mögliche technische Lösungen zu begeistern. Lob kam auch von der FDP: „Zwischen den aktuell diskutierten Konzepten eines interaktiven Naturkundemuseums und eines Science Centers sehen wir keinen Widerspruch. Mit einem klugen Konzept ließe sich beides unter einem Dach realisieren“, sagte Daniel Oetzel, der wissenschaftspolitische Sprecher der FDP-Bürgerschaftsfraktion. Wohlwollen äußerte der grüne Umweltsenator am Rande der Veranstaltung. „Das ist eine spannende Idee, weil drei Ideen zusammenkommen“, so Jens Kerstan.

    Die Handelskammer äußerte am Nachmittag ihre Freude, dass in die Diskussion um das Science Center nun Bewegung kommt. „Das ist eine großartige Gelegenheit, um den Wissenschafts- und Museumsstandort Hamburg zu stärken“, sagte Vizepräses Torsten Teichert. „Wir brauchen nun aber eine offene Debatte über das beste Konzept.“

    Senatorin fürchtet „kontraproduktive Signale“

    Diese Freude mochte die Wissenschaftssenatorin nur bedingt teilen. Es sei zwar schön, dass nun so viel über die Präsentation von Wissenschaft diskutiert werde, und sie sei seit Längerem mit den Science-Center-Befürwortern im Gespräch, sagte Fegebank. Es dürfe aber nicht der Eindruck entstehen, dass ein Science Center von Leibniz gefördert werden könnte und der Senat nun seinen Antrag zurücknehmen und umschreiben werde. „Das sind Signale, die absolut kontraproduktiv sind und die Gefahr bergen, das Vorhaben zu verwässern oder kaputt zu machen“, sagte Fegebank. Der gemeinsam mit dem Forschungsmuseum Alexander Koenig in Bonn gestellte Leibniz-Antrag sei mit „großen Anstrengungen und größtem diplomatischem Geschick“ auf den Weg gebracht worden. Da mache es keinen Sinn, Dinge hinzufügen, „die vielleicht in allgemeiner Wahrnehmung einen Sinnzusammenhang ergeben, aber überhaupt nicht aus der Forschung und einem wissenschaftlichen Grundinteresse hergeleitet werden können“, sagte Fegebank.

    Deutlicher wurde Uni-Präsident Dieter Lenzen: „Wenn man so etwas anfängt, heißt das, man will ein Naturkundemuseum nicht, man will es mal wieder auf die lange Bank schieben. Das muss ein Ende haben.“ Bei den Plänen für ein Science Center gehe es eher darum, eine Touristenattraktion zu schaffen, aber über den gesamten Bereich aller Wissenschaften. Im Gegensatz dazu soll ein neues Naturkundemuseum der Evolution gewidmet sein, es soll über die biologische Vielfalt auf der Erde und den Einfluss des Menschen aufklären – also zeigen, woher wir kommen, wohin wir gehen und wie Hamburger Wissenschaftler das erforschen.

    Michael Otto bezeichnete die Pläne für ein Science Center zwar als wichtiges Thema. „Man muss schauen, ob man da zusammenarbeiten kann“, sagte Otto. Er sehe bei dem Vorhaben aber auch die Gefahr, dass es zu einer thematischen Überfrachtung komme.

    Die Diskussion ist gerade erst eröffnet – und dürfte kontrovers werden. Aber wann hat die Hansestadt zuletzt über Wissenschaft debattiert?

    Wohlwollen äußerte sich auch der grüne Umweltsenator am Rande der Veranstaltung. „Das ist eine spannende Idee, weil drei Ideen zusammenkommen“, sagte der grüne Jens Kerstan. Noch deutlicher wurde der Naturschutzbund Nabu. „Das Science Center verspricht, ein spannendes Projekt zu werden. Es ist nicht nur architektonisch und baulich innovativ“, lobte Malte Siegert vom Nabu. Richtig aufgesetzt könne es dazu beitragen, gerade junge Menschen für die großen Herausforderungen unserer Zeit, zum Beispiel in Bezug auf Klimaaspekte, zu sensibilisieren und für mögliche technische Lösungen zu begeistern. Lob kam auch von der FDP: „Zwischen den aktuell diskutierten Konzepten eines interaktiven Naturkundemuseums und eines Science Centers sehen wir keinen Widerspruch. Mit einem klugen Konzept ließe sich beides unter einem Dach realisieren“, sgate Daniel Oetzel, der wissenschaftspolitische Sprecher der FDP-Bürgerschaftsfraktion. Er forderte, eine besondere Aufmerksamkeit bei der Planung auf die Besuchergruppe der Kinder und Jugendlichen zu legen. „Sier sind die Wissenschaftler von morgen.“

    Wohlwollen äußerte sich auch der grüne Umweltsenator am Rande der Veranstaltung. „Das ist eine spannende Idee, weil drei Ideen zusammenkommen“, sagte der grüne Jens Kerstan. Noch deutlicher wurde der Naturschutzbund Nabu. „Das Science Center verspricht, ein spannendes Projekt zu werden. Es ist nicht nur architektonisch und baulich innovativ“, lobte Malte Siegert vom Nabu. Richtig aufgesetzt könne es dazu beitragen, gerade junge Menschen für die großen Herausforderungen unserer Zeit, zum Beispiel in Bezug auf Klimaaspekte, zu sensibilisieren und für mögliche technische Lösungen zu begeistern. Lob kam auch von der FDP: „Zwischen den aktuell diskutierten Konzepten eines interaktiven Naturkundemuseums und eines Science Centers sehen wir keinen Widerspruch. Mit einem klugen Konzept ließe sich beides unter einem Dach realisieren“, sgate Daniel Oetzel, der wissenschaftspolitische Sprecher der FDP-Bürgerschaftsfraktion. Er forderte, eine besondere Aufmerksamkeit bei der Planung auf die Besuchergruppe der Kinder und Jugendlichen zu legen. „Sier sind die Wissenschaftler von morgen.“