Hamburg/Berlin. Hamburg und der Finanzminister beraten über Schadensregulierung. HVV stellt geschädigten Autobesitzern Monatskarten gratis zur Verfügung

Ausgebrannte Autos, zertrümmerte Fensterscheiben, verletzte Demonstranten – die mehrtägigen Gewaltexzesse von Linksextremisten rund um den G20-Gipfel haben in Hamburg massive Schäden verursacht. Am Sonntagmorgen nahmen die Bundesregierung und die Stadt Hamburg Gespräche über die Entschädigung der Vandalismus-Opfer auf, wie ein Sprecher des Finanzministeriums auf Abendblatt-Anfrage mitteilte. „Wir werden gemeinsam in den nächsten Tagen eine Lösung erarbeiten, wie den Opfern von Gewalt bei der Beseitigung der Schäden geholfen werden kann.“

Zum Abschluss des G20-Gipfels am Sonnabend hatten Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) den Betroffenen rasche finanzielle Hilfe zugesagt. Ein Vergleich Merkels mit dem Hochwasser von 2013, bei dem Bund und Länder schnelles Handeln bewiesen hätten, trifft allerdings nur bedingt zu. Von den acht Milliarden Euro aus dem Hilfsfonds wurden nach Angaben des Finanzministeriums bis Ende vergangenen Jahres nur rund 2,7 Milliarden Euro ausgezahlt.

Um welche Art und Größenordnung es nun geht, soll in den Gesprächen der nächsten Tage geklärt werden. Zunächst findet eine Bestandsaufnahme statt. Als schwierig gelten Abgrenzungsfragen.

Autobesitzern, deren Fahrzeuge in Brand gesetzt wurden, hilft kurzfristig der Hamburger Verkehrsverbund (HVV). Sie erhalten von heute an kostenlose Monatskarten. Diese sind laut HVV-Sprecher Rainer Vohl 30 Tage im Gesamtbereich gültig. „Damit wollen wir die Mobilität der Betroffenen sicherstellen.“ Die Fahrkarten können in der Servicestelle Johanniswall abgeholt werden. Geschädigte werden gebeten, sich unter der Rufnummer 19 449 zu melden. „Betroffene, die den Schaden bei der Polizei angezeigt haben, sollten das entsprechende Dokument mitbringen“, sagte Vohl. Generell werde es aber eine „flexible Handhabung“ geben. Auch viele Privatpersonen wollen helfen. Auf der Online-Spendenplattform „Leetchi“ kamen bereits mehr als 4700 Euro bei einer Sammelaktion zusammen, die den geschädigten Autobesitzern zugute kommen soll. Interessierte können einen beliebigen Betrag spenden.

Läden und Gaststätten, bei denen randaliert wurde, erhalten Unterstützung von der Handelskammer. Mitgliedern stehe die Krisenberatung zur Verfügung, sagte Präses Tobias Bergmann. Er werde zudem zu einer Sondersitzung einladen, „um Erfahrungen für künftige Ereignisse dieser Art auszutauschen“. An dem Gespräch könnten alle Unternehmen teilnehmen, die von den Krawallen betroffen sind. Grundsätzlich gilt: Für Schäden an Gebäuden kommt die Wohngebäudeversicherung nur auf, wenn eine Vandalismus-Klausel vereinbart wurde. Darauf weist die Hamburger Verbraucherzentrale hin. Die Kosten für zerstörte Scheiben reguliert lediglich eine Glasbruchversicherung. Hausrat- und Wohngebäudeversicherung kommen hierfür nicht auf. Letztere übernimmt aber Brandschäden an Gebäuden. Schäden an Autos durch Feuer, Böller sowie zerstörte Autoscheiben übernimmt die Teilkaskoversicherung. Nur wer eine Vollkaskoversicherung hat, ist gegen Steinwürfe oder Lackkratzer versichert. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) rät, ein Foto zu machen und den Schaden anzuzeigen.