Neustadt.

Am Vormittag nach den schweren Krawallen im Schanzenviertel war in der Hamburger City deutlich weniger los als an normalen Sonnabenden. Doch zumindest Jungfernstieg, Mönckeberg- und Spitalerstraße waren nicht menschenleer: Dort schlenderten gegen 11.30 Uhr einige Einkaufsbummler – vor allem Touristen – durch, während sich am Deichtorplatz ganz in der Nähe die Teilnehmer der Großdemonstrationen „G20 – not welcome!“ und „Hamburg zeigt Haltung“ aufstellten.

Nachdem die meisten Händler am Freitagnachmittag als Reaktion auf die Schanzen-Krawalle ihre Geschäfte spontan geschlossen hatten, machten viele am Sonnabend gar nicht erst wieder auf – darunter Peek & Cloppenburg, Wempe, Görtz, H&M, das Nivea-Haus, Braun, Fielmann, Mango, der Apple-Store und Galeria Kaufhof. Während sich am Jungfernstieg immer mehr Mannschaftswagen positionierten und etliche Polizeikolonnen durch die Straßen sausten, wurden nach und nach auch die anderen Händler nervös. Immer mehr Geschäfte wurden geschlossen. Alexandra Friese vom Modeunternehmen Thomas-i-Punkt hatte vor, bis 16 Uhr durchzuhalten. „Um die Sicherheitslage und die Situation ringsum im Auge zu behalten, schicke ich in regelmäßigen Abständen einen Mitarbeiter nach draußen“, sagte sie. Ihre Gelassenheit erstaunte, hatte die Ottensenerin das Ausmaß der Gewalt doch morgens live miterlebt. „Direkt vor meiner Wohnung brannte ein Auto.“

Anders als die Einkaufsstraßen ringsherum war der Neue Wall am Sonnabendnachmittag wie leer gefegt. Etliche Luxusgeschäfte hatten geschlossen. Für Gerardo Ianniello, Geschäftsführer von Dolce&Gabbana, kam das nicht infrage. „Wer zumacht, spielt das Spiel der Chaoten mit. Genau das wollen sie. Aber wir können doch nicht aufhören zu leben, nur weil sie Radau machen.“

Am heutigen Montag werden sich die Verbände, die den Einzelhandel in Hamburg vertreten, zu einer Krisensitzung treffen. „Die Umsatzeinbußen in der City und der HafenCity durch G20 betragen etwa 18 Millionen Euro – und da sind die Kosten für das Sicherheitspersonal noch nicht enthalten“, sagt City-Managerin Brigitte Engler. Die genauen Kosten werde man ermitteln und dem Bund in Rechnung stellen.