Argentiniens Hauptstadt wird Gastgeber des G20-Gipfels im kommenden Jahr. Der Generalkonsul beschreibt, wie er das Treffen erlebte und was daraus folgt

Wir Argentinier haben als Gastgeber des kommenden Jahres für die Gruppe der G20 in diesen Tagen mit besonderem Interesse nach Hamburg und Deutschland geschaut.

Das jährliche Treffen der G20 ist ein organisatorisches und logistisches Großprojekt. Um dieser Herausforderung gerecht zu werden, arbeitet das aktuelle Gastgeberland mit den Ausrichtern des jeweiligen Vor-sowie Folgejahres zusammen. So ist mein Land Argentinien seit Ende letzten Jahres in der glücklichen Lage, sich in enger Zusammenarbeit mit Deutschland und China an der wichtigen Arbeit des Dreigespanns, der „Troika“, zu beteiligen.

Die politische Vorbereitung des Gipfels liegt in Händen der Regierung, also in der Hauptstadt. Hier in Hamburg konnte ich als Generalkonsul wahrnehmen, wie Olaf Scholz und Wolfgang Schmidt und seine Teams seit gut einem Jahr für einen guten Ablauf der Gipfeltage intensiv gearbeitet haben. Der Art und Weise, wie sie dabei in sehr vielen Abstimmungsprozessen strukturiert und detailliert Schritt für Schritt alle notwendigen Einzelentscheidungen abgeklärt und getroffen haben, gilt meine Bewunderung. Diese organisatorische Punktlandung kann uns Argentiniern als Vorlage und Beispiel dienen.

Es ist sehr bedauerlich, dass diese schöne Stadt im Zusammenhang mit dem Gipfel auch schwere Gewalt und Zerstörung erlitten hat. Im Gegensatz dazu war die kreative Ausdrucksweise einer friedlichen Künstlergruppe, die als Lehmgestalten durch die Stadt zogen, um sich von ihren verkrusteten Panzern zu befreien, eine erfolgreiche Botschaft, die jeden einzelnen Betrachter ergriffen hat.

Im internationalen Gesprächsprozess auf G20-Ebene wird Deutschland den Stab der Präsidentschaft am 1. Dezember an Argentinien übergeben. Argentinien wird die von der Bundesrepu­blik und zuvor von China eingebrachten Initiativen erfolgreich fortsetzen. Wie schon von unserem Präsidenten Mauricio Macri gesagt, wird Argentinien eigene Impulse geben und auf die Agenda setzen.

Einen Schwerpunkt soll dabei die Schaffung menschenwürdiger Arbeitsplätze haben, besonders im Hinblick auf die Veränderung von Arbeitsverhältnissen durch neue Technologien. Wir wollen Antworten auf die damit verbundenen Fragen mit allen gesellschaftlichen Akteuren finden und artikulieren. Es geht um Ausbildung, Chancengleichheit von Gesellschaftsgruppen und Regionen und sinnvolles Wachstum. Wir möchten dabei den Blickwinkel eines Landes von der Südhalbkugel einbringen. Die vom G20 behandelten Fragen haben global Einfluss auf Handel, Umwelt, Arbeit und Bildung. Hier wollen wir unseren Beitrag leisten, und wir sehen in dieser Verantwortung auch eine große Chance für Argentinien.

Anders als die meisten Regierungschefs verbrachte unser Präsident Mauricio Macri auch den Sonntag noch in der Hansestadt und feierte an Bord des argentinischen Segelschulschiffes „Libertad“ an den Landungsbrücken den 9. Juli, den Nationalfeiertag seines Landes. Wenn Sie am heutigen Montag diese Zeilen lesen, hat dieses stolze Segelschiff vielleicht gerade abgelegt und beginnt seine lange Rückreise mit Ziel Buenos Aires.

Der G20-Gipfel in Hamburg ist vorbei. Die Stadt gehört wieder den Hamburgern, und ich als Neuhamburger teile diese Freude! Meine Dankbarkeit gilt der Polizei, und mein Mitgefühl gilt allen verletzten Polizisten, die jeden Besucher und jeden Einwohner beschützt haben.

Ich wünsche der „Libertad“ („Freiheit“), als Botschafterin der guten Zusammenarbeit unserer Länder und der seit 1834 bestehenden Verbindung von Hamburg und Buenos Aires, eine gute Reise!