Hamburg. Der US-Präsident gibt sich am ersten G20-Tag umgänglich – und ist zu Scherzen bereit

Der Start in den ersten Gipfeltag verläuft für US-Präsident Donald Trump etwas holprig. Gegner des G20-Treffens haben die geplante Route zu den Messehallen besetzt, und der mächtigste Mann der Erde muss einen Umweg nehmen. Am Versammlungsort soll eigentlich um zehn Uhr der Gipfel starten. Doch weil Trump und Chinas Präsident Xi Jinping zu spät dran sind, gerät das Protokoll durcheinander.

Und so muss, nachdem das Defilee schon für beendet erklärt worden war, Kanzlerin Angela Merkel noch einmal zum offiziellen Händeschütteln mit Donald Trump. Der Präsident steuert mit ausgestreckter rechter Hand auf die Kanzlerin zu, fasst ihr beim Händeschütteln mit der Linken an den Ellenbogen. Dann bleibt er noch einen Moment stehen, ehe er mit einer optimistisch geballten rechten Faust weiterzieht.

Wenig später, beim lockeren Kennenlernen, trifft der US-Präsident zum ersten Mal Russlands Präsidenten Wladimir Putin. Ein kurzer Händedruck, ein gegenseitiges Zunicken. Dabei bleibt es zunächst. Kurz nach 12 Uhr erleben die Präsidenten und Regierungschefs ihren ersten großen fotografischen Termin auf dem G20-Gipfel. Alle versammeln sich vor einer hellblauen Wand zum Gruppenfoto. Die ganze Welt schaut dieses Mal genau hin, wie der US-Präsident sich verhalten wird. Schließlich hatte er Mitte Mai seine Kritiker erzürnt, weil er beim NATO-Gipfel Montenegros Premierminister Dusko Markovic rüde beiseite geschoben hatte.

Doch an diesem Freitag ist alles ganz anders. Donald Trump steht ganz links außen und scherzt mit Japans Ministerpräsidenten Shinzō Abe. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron wiederum schiebt sich zielstrebig durch alle Spitzenpolitiker hindurch, bis er den US-Präsidenten erreicht hat. Ein freundliches Hallo und Schulterklopfen folgen. Beide plaudern und scherzen.

Macron war es, der Mitte dieser Woche Donald Trump zum französischen Nationalfeiertag am 14. Juli eingeladen hatte, um ihm symbolisch die Hand zu reichen. „Emmanuel Macron möchte es so einrichten, dass der Präsident der Vereinigten Staaten nicht isoliert ist“, sagte sein Sprecher.

Das stieß manchem in Deutschland auf. So hatte es im Vorfeld durchaus Aufrufe gegeben, Donald Trump auf dem Gipfel zu isolieren. Thomas Oppermann, Chef der SPD-Bundestagsfraktion, forderte unverblümt: „Wir haben die klare Erwartung, dass Sie in der Klimafrage eine 19:1-Allianz gegen den Kurs von Trump zustande bringen.“ Kanzlerin Merkel machte zwar Meinungsunterschiede mit Trump deutlich, ließ aber zugleich durchblicken, dass sie den US-Präsidenten auf dem Gipfel nicht isolieren wolle.

Um so wichtiger war es gestern zu sehen, wie Merkel andere Regierungschefs auf den US-Präsidenten reagierten. Im Plenarsaal konnte man vor Sitzungsbeginn Donald Trump dabei be­obachten, wie er erst mit seinen Mitarbeitern und dann längere Zeit intensiv mit Angela Merkel und Emmanuel Macron sprach. Von Isolation war da nicht viel zu erkennen.