Hamburg. Beiersdorf-Zentrale bleibt fast leer, Paketboten brechen Touren ab

Die Krawalle und Beeinträchtigungen rund um den G20-Gipfel hatten am Freitag auch erhebliche Auswirkungen auf die großen Konzerne in der Stadt. So stellte die Holsten-Brauerei ihre Bierproduktion aufgrund der Sicherheitslage bis auf Weiteres ein. Um 14 Uhr seien Herstellung und Verladung an der Altonaer Holstenstraße gestoppt worden, sagte eine Sprecherin des Mutterkonzerns Carlsberg dem Abendblatt. Die um diese Zeit beginnende Spätschicht wurde abgesagt, weil die Unternehmensleitung den Beschäftigten die An- und Abreise durch die Stadt nicht zumuten wollte.

Wann die Abfüllung von Astra und Holsten wieder angefahren werde, hänge von der weiteren Entwicklung rund um den G20-Gipfel ab, so die Sprecherin. Den Mitarbeitern aus der Carlsberg-Verwaltung war schon zuvor angeboten worden, einen Tag frei zu nehmen oder im Homeoffice zu arbeiten. Beschäftigte, die am Freitag noch ins Büro gekommen waren, konnten auf Firmenkosten mit dem Taxi nach Hause fahren.

Beim Nivea-Hersteller Beiersdorf erschienen laut einer Sprecherin maximal 20 Prozent der Beschäftigten zur Arbeit in der Zentrale in Eimsbüttel. Der DAX-Konzern hatte schon vor Monaten damit begonnen, einen Homeoffice-Tag für die Mitarbeiter in der Verwaltung zu organisieren. Die Produktion in Eimsbüttel lief am Freitag aber weiter.

Erheblich beeinträchtigt waren die Zusteller des Hamburger Paketdienstes Hermes. „Die meisten unserer Paketboten haben ihre Fahrten zwar begonnen, mussten diese in vielen Fällen aber abbrechen“, erklärte eine Sprecherin der Otto-Tochter. Entweder kamen sie wegen Sperrungen oder Demos nicht durch oder die Lage war aufgrund von Brandsätzen oder Krawallen zu unsicher, um weiterzufahren. „Die Sicherheit der Fahrer geht vor“, so die Sprecherin. Rund ein Drittel aller Pakete konnte am Freitag in der Hansestadt nicht oder nur verzögert zugestellt werden, 80 von insgesamt 200 Touren wurden nicht gefahren, 40 Paketshops nicht beliefert. „Das Ausmaß der Beeinträchtigungen ist deutlich höher als wir erwartet haben.“

Die rund 8500 Hamburger Beschäftigten des Hermes-Mutterkonzerns Otto konnten angesichts der Sicherheitslage von zu Hause aus arbeiten. Zwar liegt die Bramfelder Zentrale außerhalb des eigentlichen Gipfel-Geschehens. Tochtergesellschaften wie das Modeportal About You haben ihren Sitz aber mitten in der Innenstadt.

In vielen Unternehmen, die sich direkt in einer der Sicherheitszonen befanden, blieben die Büros komplett leer. So ließ etwa der Chef des US-Unternehmens Dropbox, dessen Deutschlandzentrale direkt an der Elbphilharmonie liegt, alle Mitarbeiter im Homeoffice arbeiten. Der Aufwand für die Beantragung eines speziellen Sicherheitsausweises war dem Unternehmen zu hoch.